Zugegeben, vor meiner ersten Reise nach Nepal war eine Assoziation zu nepalesischem Essen vor allem eins: nicht vorhanden. So wenig, wie ich generell über das kleine Land wusste, so wenig wusste ich über die dortige Esskultur. Vielleicht irgendwie indisch?

Nach mittlerweile zwei Reisen nach Nepal, weiß ich ein bisschen besser Bescheid und kann verkünden: hier gibt es mehr als Dal Bhat!
Und was ist dieses Dal Bhat, fragst du dich? Das und mehr erfährst du in diesem kleinen Food Guide für Nepal.

Tipps für Kathmandu

Wie? Kein Dal Bhat? Die Stupa schaut immer ein bisschen skeptisch.

1. DIE nepalesische Küche gibt es nicht

Nepal ist ein Vielvölkerstaat, in dem über 100 verschiedene ethnische Gruppen und Kasten, sowie über 120 verschiedene Sprachen und Dialekte existieren. Diese Mischung spiegelt sich auch in der Küche wider. Es gibt viele regionale Unterschiede, spezielle Gewürzmischungen, Gerichte, die von der regionalen Verfügbarkeit bestimmter Zutaten bestimmt sind und religiöse Einschränkungen, die auch die Küche beeinflussen.

Im südlichen Teil Nepals ist die Küche von Indien beeinflusst, im Norden werden tibetanische Einflüsse deutlich. Kurz gesagt: Je nachdem, wo du in Nepal bist, wirst du ganz unterschiedliche Gerichte und Zutaten finden.

Restauranttipp:

Wenn du Lust hast, dich mit den traditionellen Gerichten des Landes zu beschäftigen, dann kann ich dir einen Besuch im Restaurant Raithanee in Kathmandu empfehlen. Das junge Team hat sich zur Aufgabe gemacht, Rezepte aus dem ganzen Land zu sammeln und der Öffentlichkeit abseits der entlegenen Bergdörfer zu präsentieren. Auf der Speisekarte steht dann auch mal ein köstliches Curry aus Flechten (ja, dieses moosartige Zeug, das an Bäumen wächst) oder Rikikur, der herzhafte Kartoffel-Pfannkuchen der Sherpas.

2. Dal Bhat Power – 24 Hour!

Teehaus in nepalesischem Bergdorf

In Teehäusern wie diesem findest du im Himalaya Essen und Unterkunft.

Für die meisten Reisenden ist eine Trekkingtour im Himalaya der Hauptgrund, um nach Nepal zu kommen. Und während in Kathmandu die Speisenvielfalt groß und oft international geprägt ist, rückt ein Gericht zunehmend in den Vordergrund, sobald man die Stadt verlässt: Dal Bhat.

Wenn das Leben in den Bergen unstet ist, man sich nicht auf das Wetter verlassen kann oder darauf, ob die Dusche am Abend warm sein wird – dass es im nächstgelegenen Tea-House Dal Bhat geben wird, ist beinah in Stein gemeißelt.

Das Gericht besteht aus drei Komponenten.
1. Dal (Linsensoße)
2. Bhat (Reis)
3. Takari (Gemüse)
und manchmal kommt auch noch Fleisch dazu. Aber Funfact: über ca. 2500 Metern wird kein Fleisch verzehrt, um die Berggötter nicht zu verärgern.

Wahrscheinlich kann man Dal Bhat als nepalesisches Nationalgericht bezeichnen. Die meisten Menschen in Nepal schwören darauf, dass dir dieses Gericht die nötige Kraft für den nächsten Aufstieg geben wird. Außerdem kannst du dich in der Regel darauf verlassen, dass dir dieses Gericht keine Verdauungsprobleme bereiten wird, da es gut durchgegart ist und günstig ist es auch. „Dal Bhat Power – 24 Hour – No Sleep, No Shower!“ – dient gleichermaßen als Mantra zum Durchhalten und als treffende Beschreibung eines jeden Trekkingabenteuers in Nepal.

3. Momos – Comfort Food aus Tibet

Nepalesische Momos essen

Momos kommen in zahlreichen Formen. Eins haben sie gemeinsam: sie sind immer lecker!

Dieses Gericht hat es vor langer Zeit von Tibet nach Nepal geschafft: Momos. Die kleinen Dumplings mit dem niedlichen Namen, erfreuen sich seitdem bei Einheimischen und Reisenden großer Beliebtheit. Gefüllt werden sie häufig mit Hühnchen, Büffelfleisch oder Gemüse. Entweder werden sie gedünstet oder frittiert serviert. Dazu gibt es meist eine dünne Tomatensoße mit Koriander, in der die Teigtaschen manchmal regelrecht schwimmen. Momos sind echtes Soulfood!

Ein anderer kulinarischer Einwanderer aus Tibet ist Butter Tee – der ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftiger für den Gaumen.

Frittierte Momos

Frittierte Momos

Gedünstete Momos

Gedünstete Momos

4. No worry, Chicken Curry: Samay Baji

Vielfalt in einem Gericht: Samay Baji

Für viele Reisende hört die Liste der typisch nepalesischen Gerichte wahrscheinlich an dieser Stelle auf. Momos, Dal Bhat und eine mehr oder weniger gute internationale Küche sind an den meisten ansatzweise touristischen Orten zu finden. Es ist einfach, einige Wochen im Land zu verbringen, ohne jemals etwas anderes zu essen.

Für den Laien unterscheidet sich Samay Baji, die traditionelle Snackvariation mit gequetschtem Reis kaum von Dal Bhat. Auch dieses Gericht besteht aus mehreren Komponenten, die häufig auf einem Teller oder einer Platte angerichtet werden. Beliebt sind zum Beispiel Linsenpfannkuchen, Fleisch, Currys, Eingelegtes, Salate und verschiedene Gemüse. Der geschlagene Reis (Baji oder Chiura) erinnert optisch an Haferflocken, ist jedoch knusprig und verleiht dem Gericht eine angenehme Abwechslung.

Ursprünglich ist Samay Baji ein Essen für Festtage, aber heute findet man es tagtäglich in Restaurants. Traditionell wurde in Nepal übrigens gar nicht so viel Reis gegessen. Viele andere Getreidesorten wie Hirse oder Buchweizen waren bzw. sind sehr verbreitet, denn sie wachsen auch auf den schmaleren Terrassenfeldern der Bergdörfer.

5. Cheers! Masala Tea bzw. Milk Tea

Masala Tee aus Ilam tee aus Nepal

Hübsche Töpferware ist in Nepal fast so gängig wie Masala Tee

Chai bzw. Masala Chai ist in Deutschland mittlerweile in jedem hippen Café zu haben, das etwas auf sich hält. Doch lange bevor der Trend nach Europa kam, wurde das indische Getränk in Nepal (und eigentlich ganz Südostasien) beliebt. In Nepal wird Chai allerdings nicht Chai genannt, sondern Masala Tea oder Milk Tea.

Und wo wir gerade beim Namen sind: Wenn du Chai Tee bestellst, dann bestellst du wortwörtlich „Tee Tee“. Das Wort Chai kommt vom chinesischen Wort für Tee, „chá“. Masala bezeichnet eine nicht näher spezifizierte Mischung (meist von Gewürzen). Und schon haben wir nicht nur ein perfektes Smalltalkthema für die Schlange im Lieblingscafé, sondern auch die wichtigsten Grundzutaten für einen Masala Tee: Schwarzen Tee und eine Gewürzmischung. Häufig wird der Tee mit Milch zubereitet und nach ortsüblichen Maßen gesüßt.

Welche Gewürze zur Teemischung gehören, ist nicht festgelegt. Fast immer dabei sind jedoch Pfeffer, Kardamon, Zimt und Gewürznelken. Der Schwarztee stammt in Nepal meist aus Ilam, der bedeutendsten nepalesischen Teeanbauregion im Osten des Landes.
Jedes Mal, wenn du Masala Tee bestellst, erwartet dich ein anderes Geschmackserlebnis. Je nach Mischung, schmeckst du manchmal den Tee sehr stark raus, ein anderes Mal wird es sehr pfeffrig oder würzig. Dass du hier kein angerührtes Pulver oder einen Sirup zu trinken bekommst, in dem sich zahlreiche Aromastoffe befinden, ist jedenfalls ziemlich sicher.

Übrigens: Es lohnt sich auch die Augen nach Kaffee aus Nepal offenzuhalten. Viele Kleinbauern und findige Unternehmerinnen bieten mittlerweile tolle Bohnen aus den Gebirgslagen an.

6. Juju Dhau: Joghurt is King!

Juju Dhao nepalesischer Joghurt

Joghurtbecher aus Ton

Töpfermarkt Bhaktapur

Bitte alle einmal mit Joghurt füllen, danke!

Klar, dass es besseren und schlechteren Joghurt gibt, das wusste ich auch schon vor meiner Zeit in Nepal. Das Joghurt SO gut sein kann, habe ich allerdings erst in Kathmandu gelernt. Juju Dhau, der „König des Joghurts“ stammt aus Bhaktapur, der Nachbarstadt von Kathmandu. Hier, wo die Töpferkunst einen bedeutenden Stellenwert hat, wird auch der Joghurt in Tontöpfen hergestellt. Angeblich ist diese Aufbewahrung eines der Geheimnisse, warum Juju Dhau so unvergleichlich cremig ist. Der Ton gibt überschüssige Feuchtigkeit ab und hinterlässt dieses erstaunliche Milchprodukt. Juju Dhau ist cremig, hat manchmal köstliche rahmige Stückchen und stellt alles in den Schatten, was ich in Europa je an Joghurt probiert habe. Besonders gut ist die rahmige Schicht ganz oben auf dem Joghurt.

Du bekommst Juju Dhau in Bhaktapur an zahlreichen kleinen Ständen, die ihn gesüßt oder ungesüßt verkaufen und auch in Kathmandu musst du nur die Augen offenhalten. Da die meisten Verkäufer ihren eigenen Joghurt herstellen, lohnt es sich ein bisschen auszuprobieren und verschiedene Ausführungen zu probieren.

Übrigens: Auch einen Lassi (Trinkjoghurt) solltest du unbedingt probieren.

7. Auf Entdeckungstour gehen!

Kathmandu

In Patan lässt es sich entspannt auf Streetfood-Suche gehen.

Streetfood Kathmandu

Zahlreiche Straßenküchen warten darauf entdeckt zu werden!

Prinzipiell geht einfach nichts über ausprobieren. Viele Menschen in Nepal sprechen englisch und freuen sich, wenn du dich für die lokale Küche interessierst. Frag nach, probier aus und erfreu dich an ungewohnten Geschmäckern. Von Senfblatt bis Gurung Bread, von Timur Pfeffer bis Himalaya-Honig – es gibt so viel zu entdecken!

Ein guter Ausgangspunkt ist der riesige Markt in Kathmandu (Asaan Bazar) auf dem du eigentlich alles kaufen kannst.

Wer Lust auf Streetfood hat, dem kann ich eine geführte Tour nahelegen (z.B. über Airbnb), dort stehen die Chancen auf einigermaßen hygienische Verhältnisse ganz gut und es ist angenehm, jemanden durch die verwinkelten Straßen von Kathmandu folgen zu können. In den Bergdörfern heißt es einfach fragen, fragen, fragen.

Rezept für Rikikur:

Nepalesische Rikikur Rezept

Rikikur, der herzhafte Frühstückspfannkuchen der Sherpas (hier im Raithanee Restaurant zubereitet).

Hast du richtig Appetit auf Nepal bekommen? Dann kann ich dir den Blog „The Gundruk“ empfehlen. Hier schreibt Prashanta Khanal, der auch Mitgründer des oben genannten Restaurants Raithanee ist, über nepalesische Küche, Kultur und vieles mehr.

Damit du den Geschmack Nepals direkt Zuhause ausprobieren kannst, hat mir Prashanta das Rezept für Rikikur, das traditionelle Frühstück der Sherpas, zur Verfügung gestellt:

Zutaten:
Für den Pfannkuchen:
8 – 10 Kartoffeln
3 – 4 Esslöffel Mehl (Buchweizen oder Weizen)
1 – 2 Eier (optional)
Butter/Öl zum Braten

Für Achaar (Dip):
Frühlingszwiebeln
Knoblauch
Grüne Chili
Joghurt (griechisch oder eine andere eher feste Sorte)
Salz

Zubereitung:
Zuerst wird das Achaar vorbereitet. Dafür alle Zutaten im Mixer zerkleinern oder per Hand reiben und mit dem Joghurt verrühren. Die Mengen nach Geschmack anpassen.
Die Kartoffeln schälen und fein reiben. Danach das Mehl hinzufügen, verrühren und die Eier unterrühren. Kein Salz hinzufügen, sonst werden die Pfannkuchen matschig.
Eine große Pfanne mit etwas Öl oder Butter erhitzen und den dünnen Pfannkuchen darin von beiden Seiten braten.
Mit Achaar servieren und heiß essen.

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Mit dieser Aussicht schmeckt eigentlich alles.