Dieser Text ist zuerst in meiner Kolumne „Mhh… mit Mira: Foodstorys aus Thüringen“ im Takt.Magazin erschienen. Die Kolumne erscheint monatlich und beleuchtet spannende Restaurants, Cafés oder Produzent*innen aus Thüringen.

In Erfurt konzentriert sich die Gastronomie ziemlich stark auf das Zentrum der Stadt. Das liegt vielleicht an den kurzen Wegen, dem Fokus auf Touristen oder schlicht am Angebot schöner Flächen in den engen Gassen der Stadtmitte. So sehr ich das schätze, so sehr fehlt mir doch manchmal das familiäre Gefühl, das sich nur in echten Quartierslokalen einstellt. Diese Orte, an denen sich Gäste und Inhaber*innen kennen, mit Namen grüßen und ab und an ungefragt einfach das Richtige serviert wird. Diese Orte, an denen die Kundschaft so bunt und gut durchmischt ist, dass man sieht, dass hier einfach alle einkehren, die in der Nähe leben. Dieser Ort gehört zum Leben dazu. Hier werden Geburtstage gefeiert, Trennungen beweint, Kinder großgezogen, erste Dates absolviert und auf Jobwechsel angestoßen.

Casa Claudio Erfurt

Mediterrane Köstlichkeiten bei Claudio.

Casa Claudio Erfurt

Die kleinen Antipasti-Brote sind einfach super lecker.

Die Erfurter Andreasvorstadt hat gleich zwei neue Lokale dazugewonnen, die sich trotz relativer Neuheit schon genau so anfühlen. Die Casa Claudio und das Mela Bistro. Dass beide Lokale die Namen der Betreiber*innen in sich führen, zeigt schon, dass es sich hier um das Gegenteil gesichtsloser Mafiapizzerien handelt. Nun ist es so, dass die Auenstraße durch den Zugewinn dieser beiden Lokale quasi zur neuen Genussmeile der Stadt wird. Doch können die beiden auch was? Ich habe mir das genauer angeschaut.

Kurzurlaub-Vibes bei Claudio.

Die Casa Claudio bringt mediterrane Lebensart nach Erfurt

Zuerst zur Casa Claudio. Viele Erfurter*innen kennen Claudio aus der GenussStation am Augustinerkloster. Hier hat er in den vergangenen Sommern mit seiner offenen Art reichlich Stammgäste gewonnen. Jetzt kann man Claudios gute Laune und seine köstlichen mediterranen Tapas in der Albrechtstraße (im ehemaligen Café Albrecht – R.I.P.) genießen.

Die Karte ist ein wilder Ritt durch die Kleinigkeiten, die in Venedig, Lissabon oder Barcelona zu einem schönen Glas Wein gegessen werden. Cicchetti (angeröstetes Brot mit Frischkäse und Antipasti) gehören genauso dazu wie portugiesische Bolinho de Bacalhau (frittierte Stockfischbällchen), Chorizo mit dicken Bohnen oder die knusprig-süßen Pasteis de Nata. „Schmeckt euch der Wein? Der steht nicht auf der Karte, aber der ist wirklich toll!“, ruft Claudio uns zu, während er das nächste große Holzbrett mit Cicchetti in Richtung des kleinen Gartens vorbeiträgt. „Heute habe ich auch griechische Spanakopita. Die müsst ihr probieren! Sind noch von einer Geburtstagsfeier gestern übrig.“ Wir probieren und freuen uns ehrlich für das Geburtstagskind. Lecker!

Claudio sorgt auch ohne Klostermauern für maximale Sommergefühle. Besonders schön: Das Konzept gefällt anscheinend sowohl Anzugträger*innen, Studierenden, alternativ aussehenden Leuten als auch portugiesischen Expats. Kann ich verstehen. Gutes Essen und schöne Sommerabende sind einfach eine perfekte Kombination.

Bei Mela sind die Gerichte immer liebevoll angerichtet.

In Melas Bistro wird es gesund und farbenfroh

Und wie sieht es aus, wenn man ein paar Meter weiter links um die Ecke bis zum Mela Bistro läuft?
Wir schauen dort zum Mittagessen vorbei und erblicken vor dem großen Schaufenster direkt einladende Sitzmöglichkeiten im Freien. Was für eine Aufwertung für diesen bisher so unauffälligen verkehrsberuhigten Bereich!

Bei Mela, die viele von ihrem tollen Cateringangebot kennen, gibt es frische und gesunde Tagesgerichte, die je nach Ernährungsweise vegan, vegetarisch oder omnivor angeboten werden. Außerdem gibt es das fantastische Brot von AuBacke aus Mittelhausen, angerichtet in tollen Brotzeiten oder zum nach Hause mitnehmen. Dazu noch Melas berühmte Brownies und Blondies und Kaffee. „Wärst du morgen gekommen, hättest du unsere neuen Slushis probieren können! Ich will zeigen, dass man das auch in gut machen kann, ohne diesen ganzen zusammengekippten Müll. Zum Beispiel mit Kaffee oder leckeren Saft!“ erzählt Daniel hinter der Theke begeistert.

Auch in der kalten Jahreszeit ist es bei Mela gemütlich.

Heute gibt es für mich erstmal den leckeren finnischen Lachseintopf (für mich ohne Lachs), der wirklich köstlich ist. Ich beobachte das Kommen und Gehen. Nachbarn holen sich ihr Mittagessen ab, das sie mit ins Homeoffice nehmen, Freundinnen suchen sich nach einem Spaziergang einen sonnigen Platz für einen Kaffee, ein paar junge Leute freuen sich über das günstige Angebot für Studierende. Seit kurzem gibt es im Mela auch ein ganztägiges Frühstücksangebot.

Ein Quartierslokal eben, das zusammen mit der Casa Claudio den Genuss in die Andreasvorstadt bringt.

Ein Glück, dass die Wege in Erfurt so kurz sind und nicht nur die Nachbarn hier sicherlich viele genussvolle Tage verbringen!

Quinoasalat mit Rote Bete.

Infos in Kürze:

Casa Claudio: Albrechtstraße 67, 99089 Erfurt | Öffnungszeiten: Mi-Sa 13-21 Uhr, So 13-20 Uhr
Mela Bistro: Auenstraße 63, 99089 Erfurt | Di-Do: 9-18 Uhr, Fr & Sa: 9-19.30 Uhr