Ich lege es jetzt drauf an: Nächstes Jahr beginnt der kulinarische Jahresrückblick ohne das Thema Corona! Heute sitze ich jedoch am Silvestertag mit meiner dritten Infektion Zuhause und versuche statt mich zu ärgern, mich lieber darüber zu freuen, dass mich das Thema dieses Jahr ansonsten relativ in Ruhe gelassen hat UND dass ich auch dieses Mal um den gefürchteten Geruchs- und Geschmacksverlust drumherum gekommen bin.

Außerdem habe ich so etwas mehr Ruhe als mir lieb ist, um auf meine schönsten kulinarischen Erlebnisse in diesem Jahr zurückzuschauen.
Wie immer in chronologischer Reihenfolge:

1. Winter in Italien: Pasta, Pizza und Pistazien

Die besten Spaghetti Carbonara in Rom

Seht ihr wie fantastisch die Soße an den Nudeln klebt?

Zu viel Winter macht mir schlechte Laune, deswegen haben wir dieses Jahr den Februar mal wieder in wärmeren Gefilden verbracht. Ein Hoch auf unsere Selbstständigkeit! Unter Zuhilfenahme zahlreicher Nachtzüge (sechs Mal bin ich dieses Jahr insgesamt mit diesem Fortbewegungsmittel durch Europa gereist!) haben wir uns mit einem Zwischenstopp in Rom nach Sizilien vorgearbeitet. Wir haben in den folgenden vier Wochen so gut gegessen! Zu viel Pizza bei Pepe in Grani, ständig leckere Pasta, Gebäck und verlässlich guten Kaffee an jeder Straßenecke – ich kann mich mit dem italienischen Lebensgefühl wirklich gut identifizieren.

Drei besondere Highlights dieser Reise möchte ich herausstellen:

1. Die unfassbar gute Spaghetti Carbonara bei Pasta Urbana in Rom. Während ich mich noch von Corona-Infektion Nummer eins in 2023 erholte, aßen wir in der Nähe unserer Unterkunft dieses Meisterwerk. So cremig, so geschmackvoll und dieser Speck! Wie geht es, dass der so knusprig wird und trotzdem so viel Geschmack hat?

2. Zwei Tage verbrachten wir im Zash am Fuße des Etna. Zwischen Mandarinenbäumen genossen wir die Sonne, das tolle Frühstück UND eine Art Brot-Buffet, dass jeglichen Hunger auf das folgende Menü stillte, aber einfach köstlich war.

3. Pistazien! Dieses Jahr habe ich meine Liebe für Pistazien entdeckt. Pistazien-Eis, Pistazien-Canolo, Pistazien-Creme, Pistazien-Arancini, Pistazien-Kaffee und allen voran Pistazien-Croissants. Ich liebe das alles sehr!

Pistazien auf Sizilien

Ja, eventuell kamen wir etwas schwerer aus Sizilien zurück.

Modica Sizilien

Surreal schönes Modica

2. CODA – Dessert Fine Dining

Grapefruit Mascarpone CODA

Im CODA gab es eins der besten Menüs meines Jahres.

Direkt nach unserer Rückkehr aus Italien erwartete uns ein weiteres kulinarisches Highlight: der Besuch im Restaurant CODA in Berlin.
Im CODA gibt es nur Desserts, aber nicht alle sind süß. Hier mehr dazu.

Besonders in Erinnerung ist mir ein Gericht aus Grapefruit, Mascarpone, Wirsing und Thymian geblieben. Das klingt nach einer wilden Mischung und die war es auch. Süß, salzig, fruchtig, kalt, warm, knusprig. Dieses Gericht war so vielschichtig und so gut!

3. Brotzeit im Etz

Brotzeit im ETZ Nürnberg

Der Star der Show hat sich hier aus dem Bild geschlichen.

An das Etz in Nürnberg habe ich gleichzeitig sehr gute und sehr schlechte Erinnerungen. Weil das Essen einfach hervorragend war und weil es mir fast noch nie (außer bei Pepe in Grani) so schlecht ging, als ich ein Menü beendet hatte. Es war einfach viel zu viel.
Dennoch ist mir die Brotzeit mit dem fantastischen Sauerteigbrot und den selbstgemachten Wurstwaren, der tollen Butter und dem Käse nachhaltig positiv in Erinnerung geblieben. Das als eigenständige Mahlzeit wäre eigentlich auch schon alles, was ich brauche, um glücklich zu sein.

Hier gibt’s mehr zum Etz.

4. Zum ersten Mal 3-Sterne im L’Arpege

Spinat im L'arpege in Paris

Original ohne Blub.

L'Arpege Paris

Farm to Table in schönster Form.

Haaaaaach, Paris! Einfach einer der tollsten Orte, an denen ich je war. Die Tage, die wir dort im Frühling verbrachten, waren so schön. In unserem bezaubernden Airbnb verspeisten wir Köstlichkeiten der Patisserie um die Ecke, wir verbrachten einen tollen Tag in der Champagne und besuchten natürlich tolle Restaurants.
Zu Weihnachten hatte mir Flo einen Besuch im L’Arpege geschenkt. Mein erstes 3-Sterne Restaurant! Und es war toll. Etwas steifer und schicker als ich es mag, aber das Essen, das Essen! Allem voran hat es mir der Spinat angetan. Ich wusste nicht, dass Spinat sowas kann. So geschmackvoll, so spinatig, so gut gegart. Etwas so alltägliches zu etwas so außergewöhnlichen zu machen, das ist der Grund, warum ich in solche Restaurants gehe.

5. Herzen in Paris

Ganz anders, aber ebenso eindrucksvoll war der Besuch im Early June am Abend danach. In diesem Restaurant können sich Köchinnen und Köche für kurze Zeit einmieten und ihre Menüs kochen. In unserem Fall kochte der portugiesische Koch Pedro Dartisto. Es war eine der besten Mahlzeiten des Jahres. Besonders gut erinnere ich mich an die Rinder- und Lammherzen in Gochujangsoße (wer hätte gedacht, dass das so lecker ist?). Ich wünschte es gäbe ein vergleichbares Restaurant in meiner Nähe.

Restaurant Early June Paris

Das Early June ist das Restaurant, das ich auch gern hätte.

Pedro Artisto

Manchmal sind es die unerwarteten Sachen, die am besten schmecken.

6. Dumplings in der Kaschemme

veganes Restaurant Kaschemme in Nürnberg

Noch so ein Restaurant, das ich gern in meiner Nachbarschaft hätte.

Auch dieses Jahr haben wir wieder vier Wochen komplett vegan gelebt. Eins der kulinarischen Highlights dieser Zeit waren die Dumplings in dem kleinen veganen Imbiss mit dem irritierenden Namen „Kaschemme“ in Nürnberg. Hier gibt es tolles chinesisches Streetfood mit wirklich intensivem Geschmack, tollem Teig, vieeel Gewürzen und allem drum und dran. Wir waren dieses Jahr gleich zwei Mal dort und es war sicher nicht das letzte Mal.

7. Knoblauchbrot und Fika in Stockholm

Brasserie Astoria

Bitte ab jetzt immer dieses Brot zum Grillen mitbringen.

Fika

Fika in allen Farben.

Ende August führte uns der traditionelle Freundeurlaub nach Schweden (mit dem Nachtzug!). In Stockholm ließen wir es uns richtig gutgehen und haben ausschließlich toll gegessen, sodass diese Tage hier keinesfalls fehlen dürfen.
Besonders gut war ein mit Kräutern vollgestopftes Brot in der Brasserie Astoria (der kleinen Schwester vom Frantzén), ein mit chinesischen Köstlichkeiten zum Bersten gefüllter Tisch im Surfers und das Menü im Hantverket (ganz besonders eine mit Gruyère gefüllte Waffel mit Portweinsoße und Parmesan). Außerdem gab es natürlich jeden Tag Fika! Und das ist mit lieben Menschen zusammen natürlich besonders schön.

Hantverket Stockholm
Diese Käsewaffel schlägt sogar die im CODA.
Fika

Festmahl im Surfers.

8. Das Stand in Budapest

Genuss pur!

Nach ein bisschen Hin- und Her reservierten wir sehr kurzentschlossen einen Tisch im Stand in Budapest. Hach, war das eine gute Idee! Es folgte ein fulminantes Menü auf höchstem Niveau. Hier hat alles gepasst und es sah dabei auch noch so schön aus!

Hier könnt ihr ausführlicher davon lesen.

Vegetarisches Menü im Stand Budapest

Viele Gerichte im Stand glitzern. Ich sage: „Wieso nicht?“

9. Die traditionelle Küche Rumäniens

Alles selbstgemacht!

Und im Garten serviert.

Weil wir zu einer Hochzeit in Rumänien eingeladen waren, machten wir uns im September auf um dieses Land zu entdecken, über das wir fast nichts wussten. Wir saßen in hippen Coffeeshops in Cluj, probierten Fine Dining im Noua in Bukarest und kauften Pflaumen am Straßenrand. Unser liebstes und einzigartigstes Erlebnis hatten wir jedoch in einem kleinen Restaurant in einem privaten Garten, dem Luciana.

Während Ehefrau Ana kochte, war ihr Mann Luc dafür zuständig uns die Gerichte (vier Gänge an der Zahl) zu servieren und zu erklären. Zwar war unsere Kommunikation durch die Sprachbarriere etwas holprig, aber so viel kann ich sagen: fast alle Zutaten kamen aus eigenem Anbau bzw. eigener Aufzucht und waren mit maximaler Liebe zubereitet. Besonders toll war der selbsthergestellte Käse (Telemea), der etwas an Feta erinnert, aber weniger krümelig ist. Danach gab es dann noch tolle Bohnensuppe. Unser Gastgeber war so herzlich und seine Infos zum Ort und Land so spannend. Das war ein wahnsinnig schöner und besonderer Abend.

10. Mhh … mit Mira: Foodstorys aus Thüringen

Kulinarische Kolumne aus Thüringen

Und das nennt sich Arbeit! :O

Im März ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich schreibe meine erste kulinarische Kolumne! In einem Medium, dass ich nicht selbst erstelle! Ich bekomme sogar Geld dafür und erreiche völlig neue Leser*innen! Es ist irre.

Ein Mal im Monat erscheint „Mhh … mit Mira: Foodstorys aus Thüringen“ im Takt Magazin und somit thüringenweit in der Zeitung und online. Das macht unglaublich viel Spaß. Nebenbei hat die Kolumne den Effekt, dass ich wieder öfter in Thüringen essen gehe, was ich vorher aus verschiedenen Gründen etwas vernachlässigt habe. Ich habe dieses Jahr tolle Perlen entdeckt, die ich sonst vielleicht nie besucht hätte. Den Klausenhof in Bornhagen zum Beispiel oder das Fuchs & Huhn in Eisenberg. Es zeigt mir: Ich muss nicht immer nach Berlin fahren, auch in Thüringen gibt es richtig gute Gastronomie. Man muss sie nur finden.

Ich freue mich schon riesig auf die Entdeckungen, die ich nächstes Jahr machen werde.

Hier gibt es alle Kolumnen von mir.

Und jetzt alle zusammen: „Mhhhhhhhhhhh!“

Ein paar weitere besondere Genussmomente haben es zwar nicht in die Top 10 geschafft, aber ich möchte sie trotzdem festhalten:

– Die „Eiskalation in Schweinfurt“. Wir haben mit Freunden die Eisdiele besucht, die den Eltern von Vivien gehört und haben dort nicht nur die gesamte Speisekarte, sondern auch noch jegliche Kreationen gegessen, die nicht auf der Karte stehen. Es war wie im Märchen!
– Eine klebrig-süße-fluffige unendlich leckere Walnuss-Zimtschnecke in Budapest.
– Eine riesige, überhaupt nicht mehlige Tomate in Rumänien.
– Karos Pflaumenkuchen zu Halloween.
– Alles im Frühstück3000.
– Die perfekten Bratkartoffeln, die ich gemacht habe, nachdem ich mir Max Stohes Anleitung im Podcast „Röststoff“ angehört habe. Wahrscheinlich klappt das nie wieder so gut, aber ich möchte den Moment in Ehren halten.

Mögen eure Tage im neuen Jahr stets mit gutem Brot ausgestattet sein!

2023 war auch mit diesem holprigen Ende ein gutes Jahr für mich. Es gab viele schöne Genussmomente, tolle Restaurantbesuche, viele neue Erlebnisse. 

Joghurt habe ich aber schon wieder nicht selbstgemacht. Ich nehme mir das mal wieder für nächstes Jahr vor. Generell würde ich gern wieder mehr selber machen und Küchenexperimente starten.

Ansonsten zieren schon einige tolle Reservierungen den Kalender für 2024: im Oben in Heidelberg und im Lido84 am Gardasee zum Beispiel. Wir werden außerdem versuchen einen Tisch im Alinea in Chicago zu ergattern. Genauso freue ich mich allerdings auf viele kleine Alltagsabenteuer in Thüringen und in meiner eigenen Küche.

Ich bin sehr neugierig auf eure kulinarischen Highlights des Jahres. Verratet ihr sie in den Kommentaren?

PS. Kleine wöchentliche #GenussmomenteDerWoche gibt es immer sonntags auf Instagram. Schaut auch dort mal vorbei.