Ende letzten Jahres habe ich mich gar nicht getraut kulinarische Vorhaben überhaupt zu formulieren. Zu tief saß der Stachel all der abgesagten Reservierungen und Reisen aus den vorangehenden beiden Jahren. Doch obwohl 2022 das Jahr war, in dem Corona uns dann schlussendlich doch erwischte, war das Leben für uns dieses Jahr weit weniger eingeschränkt. Ganz im Gegensatz: ich habe das Gefühl, dass wir wahnsinnig viele tolle Sachen erlebt haben (kulinarisch und anderweitig). Dieses Jahr war es besonders schwer mich auf 10 Highlights zu einzuschränken, aber ich habe es versucht. Hier sind sie! Unsere 10 kulinarischen Highlights 2022!

Wie immer in chronologischer Reihenfolge:

1. Andere bekommen Babys, wir eine neue Kaffeemaschine:

Lelit Kaffeemaschine

Auch mit meinen Latte-Art Skills geht es voran.

Eine Lehre, die wir aus zwei Jahren Pandemie gezogen haben: hol dir den Genuss nach Hause! Wir haben uns zu Beginn des Jahres eine neue Kaffeemaschine (eine Lelit Mara X) gekauft und ich liebe sie so sehr. Ich genieße den Kaffee zu Hause jeden Tag aufs Neue. Tatsächlich freue ich mich oft schon am Vorabend vor dem Schlafengehen darauf.
Einzige Nebenwirkung: Der Kaffee zu Hause ist so gut, dass nur noch wenige Cafés mithalten können.

Wir waren so begeistert von der Maschine, dass wir dieses kleine Reel mit ihr aufgenommen haben.

2. Ein Apfel

Thüringer Wald Fastenkur

Das Fastenprogramm meiner Wahl hieß Fasten-Yoga-Wandern. Zumindest 2 Sachen, die ich auf jeden Fall mag.

Auch das nächste kulinarische Highlight ist ein bisschen unüblich, denn es handelt sich um einen Apfel – genauer gesagt ein Viertel davon. Dieser Apfel war etwas ganz besonderes, denn im Februar letzten Jahres habe ich eine 7-tägige Fastenkur gemacht. Den Apfel gabs zum feierlichen Fastenbrechen. Die Fastenkur war für mich ein intensives und besonderes Erlebnis, denn ohne feste Nahrung auszukommen war vorher für mich absolut unvorstellbar. Dass es mir dabei auch noch gutgehen könnte, absolut undenkbar. Nicht, weil ich so gerne genieße, sondern auch weil ich mich hungrig nur schlecht gelaunt, entscheidungsunfähig und grummelig kannte.

Tja, diese 7 Tage des Verzichts haben mich gelehrt, dass nichts essen auch eine tolle Sache ist und dass der Verzicht meine Wertschätzung gegenüber meinem „normalen“ Leben voller Überfluss und Genuss nochmal gesteigert hat.

3. 60 Weine in 7 Tagen

Ausbildung für Weinfreunde

Darf ich vorstellen: Flo, Weinkenner (offiziell geprüft).

Während ich in Nepal durch den Himalaya wanderte, hat Flo die ganze Welt abgefüllt in Weinflaschen entdeckt. Nicht etwa, weil er mich so vermisst hat, sondern weil er den WSET Level 2 Weinkurs absolviert hat. Über 60 Weine aus der ganzen Welt hat er verkostet, vieles über Böden, Anbaugebiete, Weinausbau und Weincharakteristika gelernt. Jetzt darf sich Flo Assistant Sommelier nennen. Seit dem Kurs macht es noch mehr Spaß zusammen einen guten Wein zu trinken.

Neben den vielen neuen Informationen und Geschmackseindrücken von all den Weinen hat Flo es sich während des Weinkurses in Berlin auch kulinarisch gutgehen lassen. Besonders der Besuch im Tante Fichte und die Fachsimplerei mit Gastgeberin Viktoria Kniely macht dieses Erlebnis zu einem der kulinarischen Highlights des Jahres.

Nepal war aber auch spannend. Mehr dazu gibt’s hier.

Tante Fichte Berlin

Das Tante Fichte möchte ich nächstes Jahr auch gerne besuchen.

4. Der beste Döner unseres Lebens

Tulus Lotrek

Während des essens sieht man allerdings auch nicht schöner aus, als bei einem „normalen“ Exemplar.

Kurz vor Ostern haben wir 24 kulinarisch intensive Stunden in Berlin verbracht. Zusammen mit unseren Freunden Benny und Felix starteten wir mit einem denkwürdigen Pistazien-Weiße Schokolade-Törtchen im ZUKA, streiften über den Winterfeldmarkt und aßen Burger in der Markthalle 9.

Das fulminante Highlight dieses Trips war jedoch das Menü im Tulus Lotrek. Schlag auf Schlag jagte eine Köstlichkeit die Nächste, es gab tollen Wein, fantastischen Kombucha und dann einen Döner. Aber was für einen! Diese Gourmet-Interpretation, die statt mit Fleisch mit Karotte überzeugte, war einfach so gut. Vom knusprigen Brot, zur intensiven Soße über das zitronige-frische-Finish. Wow! Das erste Mal, dass wir in einem Sterne-Restaurant etwas nachgeordert haben. Und ja, ich würde das wieder tun.

Über das ganze tolle Menü gibt es einen Blog-Artikel.

5. Platinum Jubilee Tea Time Bus Tour

Kulinarischer Jahresrückblick 2022

Der Queen hätte das auch gefallen.

Mitte Mai haben wir vor dem Great Escape Festival in Brighton einige genussvolle Tage in London verbracht. Unterwegs mit Food-begeisterten Freunden haben wir es uns gutgehen lassen und uns durch diese tolle Stadt geschlemmt. Extatisches Touri-Highlight war unser High Tea im roten Doppeldeckerbus von Brigit’sBakery. Ja, das ist Quatsch. Ja, das ist sehr touristisch und ja, das hat super viel Spaß gemacht. Außerdem war das Angebot an Scones, Tee, Sandwiches und Törtchen einfach himmlisch. An diese lustigen und leckeren 2 Stunden werde ich sicherlich noch oft zurückdenken.

6. Eine Gewürzgurke

Gewürzgurke

Das Objekt der Begierde.

Manchmal sind es die kleinen Dinge. Eine Gurke zum Beispiel. Im Juni haben wir mit Freunden ein langes Wochenende im Spreewald verbracht. Klar, neben Fahrradtouren, Kanu fahren und Sauna kommt man dort an Gurken nicht vorbei. Doch diese eine Gurke, gekauft in einem schäbigen Kiosk mit unfreundlichen Mitarbeitern, die hatte es in sich. Eingelegt in einen Sud mit Knoblauch und wer-weiß-was-noch war sie so lecker, dass sich nun alle eingelegten Gurken dieser Welt jetzt mit ihr messen müssen.

7. Trüffel jagen in Istrien

selbst Trüffel suchen

Wir haben einen Baby-Trüffel gefunden!

Trüffel suchen in Istrien Tipps für den Urlaub in Istrien

Das Trüffel-Festmahl.

Der diesjährige Urlaub mit unseren Freunden führte uns ins nördliche Kroatien, nach Istrien. Diese Region erinnert optisch an die Toskana und ist kulinarisch vor allem für ihre reichen Trüffelvorkommen bekannt. Wir besuchten ein kleines Familienunternehmen, das seit Jahrzehnten Trüffel sammelt und verarbeitet.
Nach einer Trüffeljagd mit dem Familienvater und seinen Hunden hatten wir einiges über die Trüffeljagd gelernt und konnten uns in Ruhe das von der Familie zubereite Trüffelfestmahl schmecken lassen. Trüffelkäse, Trüffelöl, Trüffelaufstrich und vor allem Trüffelrührei. Alles war so lecker und so toll und liebevoll zubereitet. Ein besonders schönes Erlebnis.

8. Ein Besuch in der Hiša Franko

Hisa Franko Slowenien

Eins meiner Lieblingsbilder des Jahres habe ich nicht selbst gemacht. Es kommt von unserem Freund Maehne.

2022 konnten wir uns einen weiteren Restaurant-Traum erfüllen, der uns schon seit Jahren umtreibt. Wir haben die Hiša Franko in Slowenien besucht. Wie Chefköchin Ana Roš mit Zutaten des umliegenden Berglandes die Landesküche auf den Kopf stellt, wollten wir unbedingt erleben. Und es war toll! Auch, weil wir diesen besonderen Abend wieder mit lieben Freunden teilen konnten, die uns auf den Trip begleitet haben. Besonders lecker: ein mit Dill und Schmand gefülltes Beignet und Kartoffeln im Heu mit Liebstöckelbutter.

Wir haben Bock auf Slowenien, auch weil wir am Vortag in der Tabar in Ljubiljana ebenfalls ausgezeichnet gegessen haben. Wir kommen bestimmt wieder!

Mehr zur Hisa Franko gibt’s hier.

9. Das Ikarus in Salzburg

Ikarus in Salzburg

Die Abendsonne sorgt für den letzten Schliff am Gericht.

Durch eine Kooperation sind wir im Ikarus in Salzburg gelandet, einem Restaurant, in das wir sonst wohlmöglich nie gegangen wären. Der Abend war toll. Das Menü war wahnsinnig ausgefeilt und handwerklich irre gut. Schön war es auch, dass Flo und ich fast zum ersten Mal im Jahr alleine ein Fine Dining Restaurant besucht haben. In aller Ruhe haben wir so jedes Gericht analysiert und uns voll auf das Geschmacksfeuerwerk eingelassen.

Den ganzen Bericht zum Ikarus gibt es hier.

10. Schwelgen in Erinnerungen und neue schaffen im Sathutu

Sathutu Berlin

Im Sathutu wird an leckeren frittierten Curryblättern nicht gespart.

Das Sathutu ist das Restaurant, das wir in Sri Lanka immer gesucht, aber erst in Berlin gefunden haben. So gerne wollten wir sehen, wie jemand die traditionelle Küche auf den Kopf stellt und verfeinert. Im Sathutu haben wir uns durch bekanntes und unbekanntes gekostet und waren am Ende des Abends begeistert von der Vielfalt und Abwechslung dieses Menüs. Wir konnten unsere Geschmacksbibliothek mit ganz neuen Eindrücken erweitern und diese Art von Entdeckungsreise liebe ich am Essen gehen ganz besonders.

Cocktails Sathutu

Auch die Cocktails im Sathutu waren ein Highlight.

Sri Lankisches Essen in Berlin

Auf Schärfe folgt Burrata zum neutralisieren.

Und weil ich mich wirklich sehr schwergetan habe, dieses Jahr eine Auswahl zu treffen, hier noch ein paar Kandidaten, die nur knapp an den Top 10 vorbeigeschrappt sind:

-Der im Salzteig gebackene Sellerie in Mimolette-Käsecreme im Frieda, Leipzig. (Hier mehr dazu)
-Meine Geburtstagsfeier mit Frühstück im Ballenberger und Antipasti im Augustinerkloster.
-Das Gemüsejahr mit der Solawi völlig neu zu entdecken.
-Besonders gute Eier Benedict im Brunch it in Palma de Mallorca.
– Zusammen mit meiner Freundin Frauke ihr Familienrezept für Lamm zu kochen.
-Hand Pulled Noodles bei Wen Cheng in Berlin.
-das Onsenei auf Rettich mit Sauerklee-Emulsion im Speiseberg Halle. (Hier mehr dazu)
– Selbstgemachte Pizza von Flo.

Brunch it Palma

Name des Gerichts: „Egg Porn“. Joa.

Hach ja, das war wirklich alles schön. Heute empfinde ich eine riesige Dankbarkeit dafür, so ein schönes und unbeschwertes Jahr erlebt haben zu dürfen. Die Ereignisse in der Welt sind schaurig, einschüchternd und oft deprimierend. Niemand von uns kann wissen, wann es, aus welchen Gründen auch immer, keine Möglichkeiten für solche wichtigen Unwichtigkeiten wie Restaurantbesuche geben könnte. Mein Motto ist also: Ich genieße jeden schönen Moment, so sehr wie ich kann und sorge aktiv für diese schönen Erlebnisse für mich und andere. In der Hoffnung, dass es es noch viele davon geben wird.

Im nächsten Jahr sind schon einige Reisen, teils mit kulinarischen Höhepunkten geplant. Im Februar geht es für Flo und mich nach Italien. Wir wollen Pizza essen. Später im Jahr ist schon ein Tisch bei Alain Passard in Paris reserviert. Und dann möchte die Kulinarik Rumäniens entdeckt werden. Und ja, nächstes Jahr werde ich endlich Joghurt machen.

Mein guter Vorsatz ist es wieder mehr und schneller meine Restauranterlebnisse in Blogposts zu fixieren. Ihr habts gemerkt auch ein paar Highlights haben keinen eigenen Beitrag bekommen und das finde ich schade.

Ich bin sehr neugierig auf eure kulinarischen Highlights des Jahres. Verratet ihr sie in den Kommentaren?

PS. Kleine wöchentliche #GenussmomenteDerWoche gibt es immer sonntags auf Instagram. Schaut auch dort mal vorbei.