Bei meinem Besuch bei der Perfect Meat Academy hat Koch Botho einen interessanten Vergleich gebracht: „Die Deutschen fahren mit dem dicksten Auto und geben all ihr Geld dafür aus, aber wenn es ums Essen geht, dann hassen sie es Geld auszugeben. Sie fahren mit diesem luxuriösen Auto zu McDonalds. In Frankreich ist das ganz anders. Da fahren die jungen Leute mit ihrem verbeulten, uralten Auto zum besten Restaurant der Stadt.

Flo und ich wählen sehr gerne den französischen Weg. Deswegen war es uns eine große Freude mit dem TukTuk am Shangri-La Hotel in Colombo vorzufahren. TukTuks sind diese kleinen Autorikschas, die aus dem Verkehr in Indien und Südostasien nicht wegzudenken sind. Statt in der Wendeschleife des 5-Sterne Hotels aus einer Limousine zu steigen, sprangen wir mit vom Wind zerzausten Haar und überaus glücklich aus dem kleinen Gefährt und genossen den irritierten Blick des Portiers als wir an ihm vorbeispazierten.

Chinesisches Restaurant in Colombo Sri Lanka

Achtung: Drache!

Chinesisch Essen in Colombo

Ich find’s super, dass schick Essen gehen in Colombo so günstig ist. Das Rare hat uns das bewiesen.
Für das Shangri-La haben wir uns entschieden, weil Flo die vorhergehenden 2 Wochen in China verbracht hat und es im Restaurant dieser chinesischen Luxushotelkette angeblich sehr authentisch zugehen soll. Außerdem arbeitet dort der sympathische Führer unserer Street Food Tour durch Colombo.

In dem gigantischen Hotellabyrinth ist es gar nicht so leicht den richtigen Weg zu finden. Nachdem wir jedoch vor zwei anderen Restaurants und auf der Dachterrasse standen, finden wir endlich das Shang Palace. Auch das Restaurant hat zum Hotel passende Dimensionen. Es ist sehr groß, aber auch ziemlich leer.

An einer Seite des Restaurants befindet sich eine offene Küche in der reger Betrieb herrscht. Wir sitzen jedoch in einem Nebenraum, in dem nur eine weitere Gruppe sitzt – den Gesprächen nach, Geschäftsleute aus den USA.
Die Dekoration ist chinesisch modern und der Blick geht durch eine große Glasfront auf den Indischen Ozean. Da wir das leider nicht fotografisch festgehalten haben, könnt ihr dazu eurer Fantasie freien Lauf lassen.

Maniok-Chips
Snacks zum warm werden: Maniok-Chips mit sehr sehr scharfen Dips

Der Service ist mehr als aufmerksam. Den ganzen Abend betreuen uns zwei Kellner und lassen kein Glas mehr als halb leer werden. Dennoch sind die beiden dezent und nicht zu aufdringlich. Eine gute Empfehlung für den Wein bekommen wir auch.

Nach einem Blick in die Speisekarte entscheiden wir uns für Wagyu Dumplings als Vorspeise, Rippchen, geschmorte Aubergine und Reis als Hauptspeise sowie Mango Sago als Dessert.
Wie es in China üblich ist, werden die Speisen auf großen Tellern für den Tisch serviert und dann von den Gästen geteilt. Eine schöne, gesellige Tradition, die zumindest in größeren Gruppen dazu führt, dass man mehr Verschiedenes probieren kann.

Dumplings mit Wagyu Rind gefüllt
Sehen etwas unscheinbar aus, aber diese Dumplings schmecken nach einer ganzen Menge. Gefüllt sind sie mit Hack vom Wagyu-Rind.

Die Vorspeise:

Die mit Wagyu-Rind gefüllten Dumplings haben uns sofort angesprochen. Denn gutes Rind ist immer spannend. Dumplings sind übrigens kleine Teigtaschen, die in vielen Variationen überall auf der Welt bekannt sind. Beispiele für Dumplings sind beispielsweise die österreichischen Schlutzkrapfen, italienische Tortellini oder Gyōzas aus Japan. In China gibt es auch innerhalb des Landes zahlreiche verschiedene Varianten der gefüllten Speise. Bekannt aus typischen Restaurants in Deutschland sind Wan Tan oder Jiaozi – die Art von Teigtasche, bei der ich vermute, dass sie jetzt vor uns steht.

Wir haben damit gerechnet, dass die Tasche mit Filet gefüllt ist, aber stattdessen besteht die Füllung aus einer Wagyu-Hackfleischmasse mit ordentlich Schnittlauch. Einen charakteristischen Wagyu-Geschmack stellen wir nicht fest, aber lecker ist es auf jeden Fall. Das gilt nicht nur für die Füllung, sondern auch für den Teig.

Gefühlt 50% Fleisch, 50% Würze – Rippchen auf chinesische Art

Ein bisschen ungewohnt ist, dass wir zusätzlich zum Wein auch Jasmintee gereicht bekommen. Dieser ist sehr aromatisch und macht den Wein für mich schon fast überflüssig (so sehr, dass ich glatt vergessen habe, welchen Wein wir getrunken haben).

Die Hauptspeise

Auf Empfehlung des Kellners entscheiden wir uns bei der Hauptspeise für Pork Rib (Rippchen) und weil Flo davon in China so begeistert war, auch für geschmorte Aubergine. Mir war bis dahin gar nicht gewusst, dass Auberginen in China sehr typisch sind, aber offensichtlich ist das der Fall: Auberginen werden bereits seit 4000 Jahren in Asien angebaut und kamen erst im 15. Jahrhundert nach Italien.

Das Gemüse wird in China meist geschmort und in Soße serviert. So auch im Shang Palace: die Aubergine ist fest und sehr geschmackvoll, die Soße ist süß-säuerlich.

Die Rippchen werden eindrucksvoll serviert. Der große Rippenbogen kommt überschwänglich mit Gewürzen und Gemüse bedeckt an unseren Tisch und wird dort fachmännisch tranchiert. Wir erkennen Erbsen, Mais, Zitronengras und viele nicht weiter identifizierbare Gewürze als oberste Schicht auf dem Fleisch. Es schmeckt nach sehr viel!

Sehr heiß und sehr lecker: geschmorte Aubergine in süßlich-saurer Soße

Damit wir uns auch wirklich nicht die Hände schmutzig machen, wird die zweite Schicht der Rippchen auch noch von den Kellnern geschnitten. Meine anfängliche Frage, wie wir wohl Rippchen mit Stäbchen essen sollen, hat sich damit geklärt, denn wir bekommen das Fleisch in stäbchen-gerechten Stücken zurück.

Als Beilage gibt es gebratenen Reis mit Mais, Erbsen, Möhren, schwarzen Bohnen, Chilli und gebratenem Knoblauch. Die Geschmäcker sind spannend und ganz anders als ich chinesisches Essen bisher kannte. Das Fleisch ist zart und die Gewürze so heftig, dass es fast zu viel ist. Aber eben noch nicht ganz. Ein super interessantes Essenserlebnis!

Alles andere als langweilig: gebratener Reis mit Gemüse.

Das Dessert

Obwohl wir uns eigentlich vorgenommen hatten, unsere Völlerei der letzten Tage ein wenig zu einzuschränken, entscheiden wir uns doch für ein Dessert. Aber dafür nehmen wir nur eins zum Teilen. Immerhin.

Der dramatische Name: Shang Palace dragons breath mango sago with coconut (Shang Palace Drachen-Atem Mango Sago mit Kokosnuss) spricht uns an und wir warten gespannt, was das wohl genau ist. Der Kellner nimmt die Überraschung vorweg: Das Trockeneis ist alle. Er fragt ob wir die Nachspeise auch nehmen, wenn sie nicht dampft.

So schnell wird aus dem Drachenatem einfach nur Mango Sago. Was eigentlich auch nichts anderes ist als eine Mangokaltschale mit Sago. Ungewohnt unspektakulär, aber auf jeden Fall lecker und erfrischend. Bei jedem Gericht mit Obst werden wir in Sri Lanka daran erinnert, dass lange Transportwege nicht nur zu schlecht für die Umwelt sind, sondern auch zu Abstrichen im Geschmack führen. Mango in Deutschland hat nicht viel mit dem zu tun, wie eine Mango in Sri Lanka schmeckt.

Hat mit dem Atem eines Drachen nichts mehr zu tun: Mango Sago

Fazit

Flos frische Eindrücke aus China bestätigen, dass man im Shang Palace ausgesprochen authentische chinesische Küche bekommt. Und diese ist auch noch qualitativ richtig hochwertig. Alle Gerichte waren sehr gut, die Zutaten ausgezeichnet und die Würze bombastisch. Auch der Service war toll. Ich bin mir nicht sicher, wann ich je so zuvorkommend in einem Restaurant behandelt wurde.

Natürlich ist das Ambiente ein bisschen hotelmäßig. Es ist groß, weitläufig, sehr schick und etwas steril, aber die chinesischen Kunstgegenstände waren schön und Tisch und Stühle angenehm. Auch das Geschirr war sehr hübsch.

Wenn ich in Colombo nur ein Restaurant empfehlen könnte, dann wäre es trotzdem das Rare (und im dazugehörigen Residence Hotel würde ich auch lieber schlafen), aber auch das Shang Palace ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Besonders bemerkenswert ist auch hier das Preis-Leistungs-Verhältnis: für alle Gerichte zahlten wir umgerechnet nur 25€. Zwei Gläser Wein haben unsere Rechnung dann nochmal verdoppelt, aber auch das ergibt insgesamt einen mehr als fairen Preis.

Nachdem uns der Kellner den Weg aus dem riesigen Hotelkomplex erklärt hat, erkennen wir das Problem unserer unangepassten Fortbewegungsmethode: Vor dem Hotel ist der wahrscheinlich einzige Platz in Colombo, an dem keine TukTuks auf Passagiere warten. 

Habt ihr außerhalb von China schon einmal authentisch chinesisch gegessen? Wenn ja, wo?

  • Gaumenwertung 8,0/10
  • Gesamterlebnis 8,3/10
„Sensationell, wir wollen nicht aufhören zu essen!“

DETAILIERTE BEWERTUNG

Mira
Flo
Mira&Flo
Gaumen 8,0/10 Gaumen 8,0/10 Gaumen 8,0/10
Getränke 8,0/10 Getränke 8,5/10 Getränke 8,3/10
Atmosphäre 8,5/10 Atmosphäre 9,0/10 Atmosphäre 8,8/10
Service 10,0/10 Service 10,0/10 Service 10,0/10
Gesamterlebnis 8,3/10 Gesamterlebnis 8,4/10 Gesamterlebnis 8,3/10