Die Thaiwiese im Preußenpark ist die Anlaufstelle für Street-Food Liebhaber in Berlin. Aber lohnt sich ein Besuch oder ist es nur noch eine Touristenfalle? Wir haben das mal für euch ausprobiert.

Ein Ausflug auf die Thaiwiese in Berlin fühlt sich an, wie ein sehr kurzer, sehr intensiver Trip nach Thailand. Betritt man den Mikrokosmos der Wiese, wandelt sich so einiges: die Düfte, die durch die Luft wabbern, die Sprachen, die man hört, die Strenge mit der deutscher Gesetze eingehalten werden und die Geschmäcker auf der Zunge sowieso.

Thai Street Food Berlin

Ähm. Einmal alles bitte. Ich kann mich nicht entscheiden!

Die Thaiwiese in Wilmersdorf

Die Thaiwiese (auch Thaipark genannt) im Preußenpark in Wilmersdorf ist längst kein Geheimtipp mehr. Spätestens, seit sie im Lonely Planet erwähnt wurde, ist es hier häufig brechend voll und das Geschäft der Verkäufer boomt.

Aber gerade das aufgeregte Gewimmel macht die Wiese noch ein bisschen südostasiatischer. Denn trotz langen Schlangen und Menschenmassen ist es hier friedlich und es herrscht ein angenehmes Miteinander. Vielleicht liegt das am Geiste des Picknicks, das einfach eine durch und durch entspannte Art und Weise des gemeinsamen Essens ist. Jeder bringt etwas mit, alles wird geteilt und es ist unkompliziert und leger.

Ordentlich was los: die Thaiwiese ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt

Du hast am Sonntag vergessen einzukaufen? Kein Problem!

Zusätzlicher Pluspunkt der Thaiwiese ist dabei: du musst selbst nichts zu essen vorbereiten. Du benötigst nur eine Picknickdecke und möglichst viele Freunde, damit du viel probieren und teilen kannst.

Vom privaten Picknick zum regelmäßigen Street-Food-Markt

Seit den 90er Jahren hat sich die Thaiwiese vom privaten Treffpunkt asiatischer Familien zu einem kommerziellen Street Food Markt entwickelt. Dennoch muten die Marktstände immer noch provisorisch an. Die meisten Zutaten werden fertig geschnitten mitgebracht, Fleisch wird in einfachen Kühltaschen aufbewahrt, gekocht wird auf dem Boden. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings deutlich: hier wird mit System gearbeitet. Zwar mit einfachsten Mitteln und wenig Komfort, aber schnell, sauber und effizient.

Die meisten Stände sind ziemlich spartanisch, aber sehr gut organisiert

Mittlerweile ist die Thaiwiese eine Institution: zwischen April und Oktober ist hier an jedem Wochenende der Bär los. Einige Stände werden mittlerweile auch in der Woche aufgebaut.
Das alles ist nicht legal, es werden keine Steuern gezahlt und es liegt keine Genehmigung vor. Doch trotz immer wieder angekündigter Regulierung hat die Politik bis jetzt darauf verzichtet hart durchzugreifen.

Geliebt, gehasst, geduldet

Bei den Anwohnern ist das Verhältnis zwiegespalten. Die einen lieben den unkomplizierten kulinarischen Hotspot direkt um die Ecke, die anderen ärgern sich über die zertrampelten Rasenflächen, das Gedränge und den Geräuschpegel.

Lecker! Nudelsuppe mit Rindfleisch. Nach Wunsch gibt’s dazu noch scharfe Toppings

Eine Faustregel für die besten Stände

Wir sind mit Anwohnern der ersten Kategorie vor Ort und bekommen direkt eine ganze Menge Empfehlungen. Wichtigste Regel: umso älter die Köchin, desto besser das Essen!

Wir halten also Ausschau und werden bei einer älteren Dame fündig, die Nudelsuppe mit Schwein oder Rind verkauft. Das System der Zubereitung beeindruckt mich. Die kräftige Brühe siedet in einem großen Topf, der mehrmals unterteilt ist. Das Fleisch wird nach der Bestellung in einem Sieb in einem abgetrennten Teil erwärmt. Gemüse dazu, Nudeln hinein und eine Hand voll Frühlingszwiebeln darüber. Eine zweite Person kassiert ab. Bei Bedarf kann man die Suppe dann noch mit verschiedenen Toppings abrunden.

Auf dem Markt gibt es Dumplings in allen Variationen. Wir entscheiden uns für eine Schweinefleisch-Füllung.

Die Brühe ist ein kräftiger Genuss, der auch ohne Einlage ein Vergnügen wäre. Serviert wird die Suppe in wiederverwendbaren Plastikschüsseln, zum Zurückgeben wird nichts gesagt, aber es ist selbstverständlich, dass das System auch ohne Pfand oder ähnliches funktioniert.

Als nächstes kosten wir einen Dumpling. Es ist schon 15 Uhr und viele Sorten sind schon ausverkauft. Übrig ist eine gefüllte Teigtasche mit Schweinefleisch. Lecker!

Authentisches Pad Thai in Berlin

Zurück an unserer Picknickdecke teilen wir uns eine Portion Pad Thai, die mich sofort an meine Thailandreise vor 7 Jahren erinnert. Damals habe ich mich gefühlt einen ganzen Monat größtenteils von diesem tollen Gericht aus Nudeln, Gemüse, Tofu und darübergebröselten Erdnüssen ernährt. Hier schmeckt es so authentisch, wie ich es in Deutschland seitdem nur selten gefunden habe.

Leider gibt es nicht an allen Ständen wiederverwendbares Geschirr, also nächstes Mal vorsorgen und etwas eigenes mitbringen

Es folgt herrlich cremiger Mango Sticky Rice – ein in Kokosmilch zubereiteter Klebreis mit frischer Mango, die ebenfalls von einer erstaunlich guten Qualität ist.

Dazu trinken wir eine Art Matcha Latte mit Thai-Basilikum und einen frisch gepressten Mangosaft. Abgesehen vom Geschmack wundere ich mich auch darüber, dass ich für 300 ml frischen Saft nur 2,50 € zahle. Auch das fühlt sich ein bisschen nach Thailand an.

Kann ich das Rezept bekommen? Diese Erdnussoße ist so lecker!

Erdnusssoße zum löffeln

Dann kosten wir noch eine absolut geniale Erdnusssoße, die von unseren Freunden hoch gelobt wird. Stückig, cremig, sanft und doch leicht scharf. Ausgewogen in jeder Hinsicht. Die Hähnchenspieße, die normalerweise dazu verkauft werden, sind schon ausverkauft, aber die Soße ist so gut, dass sie sich auch problemlos löffeln lässt.

Keine Ahnung, was das genau ist, aber es schmeckt sehr gut.

Schlussendlich kosten wir noch einige Dessertvariationen, die ich eher nicht der thailändischen Küche zuordnen würde. Vielleicht war hier eine vietnamesische Köchin am Werk?
Im Schälchen sind jedenfalls Sesambällchen, frittiertes und etwas undefinierbares in dem Mais enthalten ist. Das Durchprobieren macht großen Spaß.

Klassiker und Außergewöhnliches

Beim Rundgang über den Markt gibt es noch viel zu entdecken. Von frittierten Insekten über Papayasalat, Fisch, Bananenkuchen und alkoholischen Cocktails (Achtung, manchmal sind die Flaschen mit billigem Fusel gestreckt) ist einfach alles zu finden. Ich bin sicher, man kann an vielen Wochenenden hierher kommen und jedes Mal etwas anderes essen.

Flo im Street-Food-Himmel

Ein Besuch im Thaipark würde ich im Sommer auf jeden Fall empfehlen. Es macht viel Spaß sich durch die Stände zu kosten, auf der Picknickdecke zu entspannen und das bunte Gewusel an Menschen zu beobachten. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und friedlich und tatsächlich fällt es ganz leicht mit dem ersten Schritt in den Park in den Urlaubsmodus zu wechseln.

Welcher Stand auf der Thaiwiese ist dein liebster und welches Gericht muss unbedingt probiert werden?