Rhöner Botschaft, Dermbach – Von Ochsen und Klößen

Werbung – dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation entstanden. Nähere Infos erhältst du am Ende des Artikels.

Nach dem Thüringer Wald kommt noch was? Nein, ich meine nicht Bayern. Ich rede von der Rhön, die zumindest teilweise zu Thüringen gehört. Die Rhön, ebenfalls ein Mittelgebirge, schließt sich an den Thüringer Wald an, ist aber ganz anders. Statt mystischen dunklen Nadelwäldern an steilen Hängen, ist die Rhön offener als der Thüringer Wald. „Land der offenen Fernen“ wird diese Bergigkeit genannt, die trotz hoher Höhen weite Blicke erlaubt. Im Thüringer Zipfel dieses Gebiets liegt das kleine Örtchen Dermbach, das Ziel unseres heutigen Ausflugs.

Vor knapp 20 Jahren wurde der Verein „Rhöner Biosphärenrind e.V. gegründet um das „Rhöner Fleckvieh“ zu erhalten.

Wir besuchen Björn Leist in der Rhöner Botschaft. Thüringer Gourmets wird dieser Name etwas sagen, denn es handelt sich um einen von zwei Köchen in Thüringen, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet sind.

Die Rhöner Botschaft ist nicht ausschließlich das Sterne-Restaurant BjörnsOx, es ist ein Gesamtkonstrukt, bestehend aus dem Hotel Sächsischer Hof, dem angeschlossenen Gebäude mit Seminarraum und Apartments, dem Restaurant WohnZimmer, dem eigenem Spezialitätenshop und Spa.

Im historischen Fachwerkbau hat die Rhöner Botschaft ihr neues Zuhause gefunden.

Seinen Ursprung hat dieses Konzept im wenige Kilometer entfernten Hilders. Dort begann Björn 2007 im elterlichen Betrieb zu kochen. Mit großem Erfolg. Er baute seine Marke auf, bekam den ersten Michelin-Stern und musste diesen nach kurzer Zeit wieder abgeben, weil der Betrieb Insolvenz anmelden musste. Ein neuer Standort wurde gesucht und 2017 in Dermbach gefunden: Der neue Sitz von Björn Leist ist der traditionsreiche Sächsische Hof, in dem schon Ernest Hemingway zum Fliegenfischen einkehrte. So kam Björn Leist von Hessen nach Thüringen.

Auf die Frage, ob sich mit Stern und Umzug etwas verändert hat, antwortet Björn: „Die Rhön ist die Rhön und ich bin ich.“. Das ist wohl als nein zu deuten.

Björn Leists Verbundenheit zur Rhön ist groß. Er bringt regionale Produzenten zusammen: Das Brot vom Bäcker um die Ecke, das Fleisch vom Weideochsen auf dem Feld, die Forellen aus dem Nachbarort. Er lebt das Motto „from Farm to Table“ so konsequent wie er kann und bringt die Produkte unter seiner Marke zusammen.

„LeistStyle“ und „HighLEIST“, Björn Leist ist Wortspiel-Freund.

Mit offenen Augen ist Björn Leist stets auf der Suche nach Gleichgesinnten deren Produkte er bei sich verwenden oder im hauseigenen Shop vermarkten kann. Jorgos Olivenöl ist so etwas. Georg (Jorgo im Griechischen) verkauft in der Rhön das Olivenöl von den Hainen seiner Familie aus Griechenland. Björn Leist reicht dieses zum Brot oder stellt daraus Brotaufstrich her. Ähnlich verhält es sich mit regionalem Honig und Käse. Auch Fleisch- und Wurstwaren haben einen hohen Stellenwert in der Rhöner Botschaft. Seit vier Generationen sind die Leists Metzger aus Leidenschaft. Der Ochse ist nicht zufällig das Logo des Unternehmens.

„Mundart in Perfektion“, so lautet der Slogan für das Restaurant BjörnsOx.

Das Restaurant BjörnsOx ist die kreative Spielwiese von Björn Leist. Hier wird ausschließlich ein 8-gängiges Überraschungsmenü angeboten, an nur 5 Tischen in der gemütlichen Stube. Zwischen dunkel vertäfelten Wänden kommen die Gäste ins Gespräch, wenn feine Leberwurst in Bitterschokolade oder der berühmte Kloß mit Soß serviert werden.

Auf der anderen Seite der Bar liegt das rustikalere Restaurant WohnZimmer. Hier speisen die Hotelgäste, hier wird gehobene gutbürgerliche Küche angeboten. Hier wird auch das beliebte „BrettchenFrühstück“ serviert – ein kreatives und vielfältiges à la carte Frühstück, das auf kleinen Holzbrettern serviert wird. Eines der Highlights am Morgen: die Marmeladenauswahl. Über 15 Sorten sind in der Rhöner Botschaft im Angebot. Diese reichen von Kubanischer Himbeere (Himbeere und ein Hauch von Tabak) über Apfel und Apfel (Apfelkonfitüre mit Kartoffel) bis LSD (Sanddornkonfitüre mit Lakritz). Björn sagt, dass er irgendwann in „so einer Art Rente“ vielleicht nur noch Marmelade kocht. Es macht ihm großen Spaß.

Auch nicht weniger schick, nur etwas größer: das WohnZimmer.

Flo und ich probieren uns durch die Marmeladenvielfalt und lernen bei dieser Gelegenheit gleich eine weitere Spezialität des Hauses kennen: Basaltbrot. Ein fast schwarzes Knäckebrot, das an die typischen Basaltsäulen der Rhöner Landschaft erinnern soll.

Wenig später machen wir uns auf ins WohnZimmer. Der Raum ist eine gelungene Mischung aus altem Gasthaus-Charme und modernen Elementen. Dunkel gestrichene Wände sorgen für Gemütlichkeit, hinterleuchtete Rhön-Fotos sorgen für Heimatgefühl. Wir sitzen größtenteils zwischen Hotelgästen. Viele ältere Leute sind dabei, die am Abend Wanderschuhe gegen Poloshirts getauscht haben, aber auch ein paar junge Pärchen sitzen an den Holztischen und genießen ein verlängertes Wochenende.

Das heutige Menü ist klein, was mir meine liebste Art zu bestellen erlaubt: einmal alles, bitte! Natürlich nicht alles für mich, aber zusammen mit Flo geht die Anzahl der Gerichte so auf, dass wir alles probieren können.

Björn Leist verwendet vom Tier gern nicht nur die Filetstücke. Die Freiheit dazu hat er im BjörnsOx, wo er seine Gäste mit kreativen und unüblichen Speisen überraschen kann.

Das bedeutet Rhöner Blutwurst-Carpaccio und Kraftbrühe vom Rhönland Rind als Vorspeise. Das Carpaccio ist das kreativste Gericht auf der heute eher klassischen Speisekarte. Die Wurst ist angenehm mild und hat nicht diese typische Blutwurst-Schwere. Die dazu servierten glasierten Äpfel und eine frische Kartoffel-Liebstöckelmarinade machen das Gericht sommerlich lecker. Die Kraftbrühe ist ein Klassiker des Hauses. Als Suppeneinlage gibt es Backerbsen (Bömelich genannt), leckere Flädle und Gemüse.

Die Idee vom mit Soße gefüllten Kloß hatte bereits einen Gastauftritt im Weimarer Tatort.

Bevor wir die Hauptspeise verzehren erhalten wir einen Zwischengang, der normalerweise im BjörnsOx als Signature Dish serviert wird: der Kloß mit Soß. Kleine Kartoffelklöße, die mit Soße gefüllt sind. Gebettet auf grüner Soße und garniert mit Trüffel. Eine Hommage an Thüringer Traditionsküche, hessische Spezialität und mit einem Hauch Internationalität garniert.

Weiter geht es mit Hauptgängen, passend zum WohnZimmer-Motto „Essen wie bei Muttern“: Cordon Bleu vom Landschwein und Pasta. Das Cordon Bleu wird mit Salzkartoffeln und Rahmgurkensalat serviert und könnte tatsächlich bei „Muttern“ auf den Tisch kommen. Unaufgeregt und lecker, genau das was dransteht. Als zweite Hauptspeise gibt es Rhönland Pasta. Frische Pasta mit Pfifferlingen, Zuckerschoten und einer cremigen Käsesoße. Deftig und genau das, was ich nach einem langen Wandertag essen wollen würde.

Grießflammeri in Bausteinform Björn Leist

Grießflammeri ist kalter fester Grießpudding, der gern mit Früchten serviert wird. Ein Nachspeisenklassiker.

Als Dessert wird uns dann Grießflammeri serviert, nicht nach Mutters Rezept, sondern nach dem von Oma Else. Die Dame hatte offenbar Geschmack. Der sturzfeste Grieß in Baukastenform ist mit Beeren gefüllt und wird mit einer Portion Roter Grütze serviert. Getoppt wird diese mit einem köstlichen Joghurtschaum, der dem Gericht eine angenehme Leichtigkeit verleiht.

Beladen mit Marmelade, die wir als Souvenir mitnehmen, geht es dann wieder zurück durch den Thüringer Wald nach Erfurt. Sicherlich werden wir wiederkommen und das Menü im BjörnsOx ausprobieren, vielleicht gepaart mit ein paar Nächten im Sächsischen Hof, um diesen fernen Teil von Thüringen besser kennenzulernen.

Infos in Kürze:

Das Restaurant WohnZimmer ist von Mittwoch bis Samstag ab 17 Uhr für hotelfremde Gäste geöffnet. Hotelgäste sind natürlich auch von Sonntag bis Dienstag versorgt. Am Sonntag gibt es außerdem mittags den beliebten Braten.

Das Frühstück wird täglich zwischen 8 und 14 Uhr angeboten. Nicht nur für Hausgäste.
Die Terrasse ist bei schönem Wetter Mittwoch bis Samstag von 15 bis 21 Uhr für Kaffee und Kuchen sowie kleine Gerichte geöffnet.

Das Restaurant BjörnsOx ist von Mittwoch bis Samstag geöffnet. Das Überraschungsmenü startet jeweils um 18.30 Uhr und kostet 129 €. Eine Reservierung ist dringend erforderlich.