Ob Zuhause oder unterwegs, der Genuss war auch dieses Jahr unser Begleiter oder vielleicht sogar ein Lehrmeister, der uns immer wieder daran erinnert hat, wie wichtig es ist, das Hier und Jetzt wertzuschätzen und das Beste aus der Situation zu machen.
Es war wieder eine Freude die schönsten 10 Genussmomente des Jahres auszusuchen, die hier chronologisch aufgelistet sind:
1. Die Zimtschnecke im Forsthaus Willrode
Sieht unscheinbarer aus als sie schmeckt. Das Brot (gefüllt mit ganzen Feigen) war übrigens auch nicht schlecht.
Ein Erlebnis ist mir deutlich in Erinnerung geblieben:
An einem kalten Wintertag wanderten wir durch den Steigerwald. Unser Ziel: Das Forsthaus Willrode. Ich hatte auf Instagram gelesen, dass es hier frische Süßkartoffel-Sauerteig-Zimtschnecken aus dem Steinofen geben sollte. Ich sehe noch vor mir, wie Flo und ich im Wald stehen, die Sonne glitzert durch die Zweige und wir können gar nicht fassen wie warm, weich, knusprig, süß und lecker diese Zimtschnecke ist.
2. Kulinarische Freuden im Lockdown
Mit dem Il Cortile fühlten wir uns zu Hause fast wie im Restaurant.
Lecker wars!
Natürlich wollten wir so auch die lokalen Restaurants unterstützen, die wir sehr vermisst haben. Besonders in Erinnerung ist mir ein Menü vom Il Cortile, das trotz Pappschachtel so schön angerichtet war. In diesem Moment ist mir bewusst geworden, wie schön die Erfahrung von Gastlichkeit im Restaurant ist. Auch sonst haben wir uns im Lockdown kulinarisch oft gegönnt. Käse vom liebsten französischen Restaurant, ein Kaviartasting, verschiedene Online-Verkostungen und ein fast gänzlich „durchgekochtes“ Flavour-Kochbuch von Yotam Ottolenghi. Es war nicht alles schlecht.
3. Die Slow Food Youth Akademie
Sie sehen: Den geheimen Gruß der Slow Foodies.
„Da ich keinen Beruf im Lebensmittelbereich erlernt habe, wünsche ich mir theoretische und praktische Grundlagen zu erlernen und durch Gespräche und Ausprobieren die Position einzelner Akteure des Lebensmittelsystems besser zu verstehen.“
Das schrieb ich Anfang 2020 in mein Bewerbungsschreiben für die Slow Food Youth Akademie. Im März ging das 8-monatige Fortbildungsprogramm los. Zunächst Online, später mit Workshop-Wochenenden zu verschiedenen Themen überall in Deutschland. Ich habe so viel gelernt, viele meiner Ernährungsgewohnheiten auf den Prüfstand gestellt und vieles verändert.
Neben all dem neuen Wissen, das ich mir aneignen konnte, war der Austausch mit so vielen anderen begeisterten Foodies einfach toll. Besonders kulinarisch hochwertig waren die traditionellen Mitbringsel-Buffets.
Was ist Slow Food überhaupt? Ich habe vor langer Zeit mal einen Artikel darüber verfasst.
4. Die Restaurants sind wieder da!!!!
Im Innenhof gibt es Rosen und Bienen.
Und portugiesisches Gebäck.
Irgendwie war es ja doch überraschend, als plötzlich alles wieder losging. In Erfurt lagen nur wenige Tage zwischen „Außengastronomie darf öffnen“ und „alles fast wie immer“. In dieser Zeit rannten wir schnell in die Weinbar Weimar (toll, wie immer!) und entdeckten auch ein Kleinod in Erfurt, das tolles Ambiente, Genuss und herzliche Gastgeber vereinte: Die GenussStation im Augustinerkloster. Zufällig ganz in der Nähe unserer neuen Wohnung. Den Sommer über gab es dort richtig leckere Pasteis de Nata, Wein, mediterranes Feeling zwischen Rosen und Klostermauern und den ein oder anderen Kaffee. Das war dieses Jahr mein absoluter Lieblings-Genuss-Ort. Ich freu mich schon sehr darauf, dort auch nächsten Sommer zwischen den Lavendelbüschen zu schlemmen.
5. Wir waren tatsächlich im NOMA!
Einer der besten Tage in diesem Jahr.
Im Juli konnten wir tatsächlich verreisen und haben das ausgiebig getan. Über 4 Wochen waren wir in Skandinavien unterwegs. Unser erster Stopp in Kopenhagen war voll mit kulinarischen Highlights. Sowohl der Burger vom Gasoline Grill, die Tacos bei Hija de Sanchez, das Abendessen im ARK als auch die Kardamombullar von der Heart Bageri würden hier eigentlich jeweils einen eigenen Platz verdienen. Überstrahlt wurde der Besuch durch ein Essen im NOMA. Dass wir das 2021 erleben würden, hätte ich vorher niemals gedacht.
Ausführlich könnt ihr diese Highlights in unserem Kopenhagen Food-Guide nachlesen.
6. Käse und Fjordblick in der Käserei Skjerdal Stolsysteri
Traditionelles Käsehandwerk in Norwegen.
Brunost sieht nicht nach Käse aus und schmeckt auch nicht danach.
7. Der letzte Fisch 2021 im Sabi Enso, Stavanger
Jeder Gang war ein kleines Kunstwerk.
Aus unserer Reise nach Japan ist auch 2021 nichts geworden, aber tolles Sushi gab es dieses Jahr trotzdem. Beim Omakase im Sabi Enso im norwegischen Stavanger hat uns Roger beim Omakase nicht nur vortrefflich unterhalten, sondern auch kulinarisch so richtig verwöhnt. Das Menü war abwechslungsreich, spannend, toll angerichtet und einfach lecker.
Dadurch, dass ich mich kurz nach der Reise im Rahmen der Slow Food Youth Akademie intensiv mit den Problematiken der Fischerei auseinandergesetzt habe, ist das Sabi Enso bis auf weiteres mein Fisch-Abschiedsessen geworden. Fisch gibt’s bei mir ab jetzt nur noch regional (Binnenfisch) oder zu ganz besonderen Anlässen.
8. Vegane Experimente und die Fancy Möhre
Unsere „Fancy Möhre“ aka „Salami Orange“ lässt sich verwenden wie eine Wurst.
Dieser freiwillige Verzicht hat Freude gemacht, denn er hat uns dazu inspiriert viele neue Sachen auszuprobieren. Beispielsweise haben wir veganen Gemüseaufschnitt aus geräucherten, gepökelten, mit Koji-überzogenen, gedörrten Karotten gemacht. Klingt aufwändig und ist es auch. Aber es ist auch eine supercoole Sache, die seitdem fest auf unserem Speiseplan steht.
Obwohl ich nicht gänzlich vegan leben möchte, hat mir das Experiment gefallen und ich kann mir gut vorstellen mich jährlich für eine festgelegte Zeit pflanzlich zu ernähren.
9. Soulfood und ein sehr gutes Sandwich in Florenz
Vom besagten Sandwich gibt es kein schönes Foto. Also schauen wir uns lieber diese Pizza an.
Bis ich in meinem Bett im Nachtzug lag, habe ich gezweifelt, ob unsere Reise nach Florenz im Dezember wirklich stattfinden kann. Es hat tatsächlich geklappt! Und während die Corona-Lage in Deutschland wieder schlimmer wurde, konnten wir ein paar halbwegs sorglose Tage im Niedriginzidenzgebiet Florenz verbringen. Und wir haben so gut gegessen! Tolle Pizza, frische Pasta mit Trüffeln, zartes Bistecca alla fiorentina, köstlichen Cappuccino und beachtliche Mengen Tiramisu.
Woran ich mich aber sicher auch in ferner Zukunft erinnern werde, ist ein eigentlich sehr simples, aber dennoch außergewöhnlich gutes Sandwich von Il Fratellini. Das Focaccia-ähnliche Brot war nur mit Butter, Kräutern und Lardo belegt und doch war es extrem lecker und geschmackvoll.
10. 24 Stunden in der Casa Maria Luigia
Bei jedem ausgedehnten Frühstück werde ich an diesen gedeckten Tisch denken.
Es ist nicht ganz die Osteria Francescana (aka eines der besten Restaurants der Welt), aber fast: Im „Bed and Breakfast“ Casa Maria Luigia bietet Massimo Bottura (Chefkoch des vorher genannten Restaurants) ein Best-Of-Menü seiner bekanntesten Gerichte an. Und weil wir wirklich sehr neugierig auf jene waren und rein zufällig noch Plätze zur Verfügung standen, haben wir nach unserer Zeit in Florenz fantastische 24 Stunden in der Casa Maria Luigia verbracht.
Die Unterkunft war irre, die Snacks auf dem Zimmer und in der Community-Küche waren toll, das Abendessen war Spitzenklasse, aber was mich am meisten überrascht und begeistert hat, war das Frühstück. Denn das war die Spitzenkoch-Variante eines italienischen Bauernfrühstücks. Balsamico di Modena, Parmesan, Omlette, Croissant, frisch gebackene Focaccia aus dem Holzofen, Kekse. Es war unglaublich gut. Ganz besonders schön war es in der Casa Maria Luigia auch, weil wir zum ersten Mal ein so besonderes Restauranterlebnis mit zwei unserer besten Freunden geteilt haben.
Hier gibt es einen Erfahrungsbericht zur die Casa Maria Luigia.
Spaß mit Freunden in der Casa Maria Luigia.
Meinen letzten Jahresrückblick habe ich optimistisch mit der Hoffnung beendet, dass 2021 bestimmt zumindest ein bisschen besser werden würde als 2020…nun…naja. Es war zumindest anders. Sicher ist jedenfalls, dass Planungen, Erwartungen und Hoffnungen nicht immer eintreten und dass es einfach kommen wird, wie es kommt. Und manchmal bedeutet das eben, dass man unerwarteterweise einen Tisch im NOMA ergattern kann. Was auch immer nächstes Jahr passiert, ich bin sicher, dass mir auch Ende 2022 genussvolle Momente einfallen werden, die ich mit euch teilen kann.
Übrigens, im Frühjahr 2021 habe ich auf Instagram die #GenussmomentederWoche eingeführt. Jeden Freitag um 16 Uhr poste ich dort meine Wochenhighlights. Schaut doch mal rein.
Jetzt seid ihr dran, was waren eure kulinarischen Highlights des Jahres 2021? Schreibt sie in die Kommentare.
Frohes neues Jahr euch zweien! Erstens: mein Lieblingsbild in dem Artikel? Du verwöhnst mich, Mira! Wäre es komisch, wenn ich mir ein Foto von Geschirr in einem hübschen Rahmen aufhänge, solange ich kein Coffeetablebook von htg bekomme?
Zweitens: Schmeckenseürdigkeiten??? Hashtag please.
Drittens: Meine Genussmomente
Krauterseitlinge sind nach dem Gericht eine Freundin zu meinen absoluten Lieblingspilzen geworden und das ganze Gericht war so gut, dass ich es zum Geburtstag für meinen Papa gemacht habe und ihn von diesem (veganen!) Gericht überzeugen konnte.
Alle Freitagabendessen aber vor allem die köstlichen Burger von Franz Mehlhose, der Flammkuchen vom Franzosen und die Pizzen vom Wein und Fein.
Zucchini, Pastinaken, Topinambur, Kartoffeln und Beeren aus dem Garten. Vor allem die ersten Grillabende mit Freunden, als man sich endlich wieder treffen konnte.
Das gesamte Hochzeitsmenü von zwei bezaubernden Menschen und besten Freunden. Vor allem das Brot und die Knoblauchcreme, der Cappuccino vom Reh (oder so) … Und Pak Choi.
Weil das nicht genug war, gab es am Abend noch einen … Türkischen Kuchen mit Morzarella (???) Der war auf jeden Fall megaköstlich.
Marcels Kochkreationen – meistens inspiriert von Figs&Fertigs Rezepten.
Alle Vorspeisen von dem Asiaten bei Freunden um die Ecke. Besonders der Sound, wenn Vivien in die frittierten Köstlichkeiten beißt.
Die Pasteis de Nata im AugustinerKloster (wenn dort ein Kloßrestaurant eröffnet wäre es das Augustiner Kloßter).
Sushi im Japanischen Garten mit Mama oder den Freunden.
Die Salami orange und ihre Freunde.
Der gesamte Florenz Urlaub und die Einladung in die Casa Maria Luigia. Ein Traum von vorne bis hinten, bei dem ich bestimmt kein Gericht nennen kann, ohne panisch noch drei weitere hinterherzurufen, die genauso gut waren.
Dieses Jahr habe ich Maronensuppe entdeckt und obwohl das Rezept noch nicht ganz passt, arbeite ich an der perfekten Suppe…
Alle geschenkten Weihnachtskekse und Mandeln.
Und bestimmt noch viiiiiiielviiiiiiiiel mehr.
Ähm nein, das wäre nicht seltsam! Vielleicht sollte ich doch einen Kalender entwerfen?
Danke jedenfalls für deine Genussmomente! Die klingen köstlich – besonders die, die ich auch probieren konnte. Wie konnte ich zum Beispiel Fraukes Künefe vergessen?!?