Saale-Unstrut: Ausflug ins nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands

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Nähere Infos erhältst du am Ende des Artikels.

Die sanften grünen Hügel verwandeln sich nach und nach in steile Hänge, die mit Wein bewachsen sind. Flo und ich schauen aus dem Fenster der Regionalbahn und sind verwundert, wie sich die Landschaft innerhalb von wenigen Kilometern verändert hat. Unser Weg ist kurz und trotzdem fühlt es sich an wie in den Urlaub zu fahren. Wir besuchen das Saale-Unstrut-Gebiet, das sich nur eine knappe Stunde von Erfurt entfernt, halb in Thüringen, halb in Sachsen-Anhalt befindet.

Natürlich sind wir wegen des Weines auf die Region aufmerksam geworden. Saale-Unstrut ist das nördlichste Qualitätsweinbaugebiet in Deutschland. Seit der Wiedervereinigung mausert sich die Region vom amateurhaften Experimentierstandort zum ernstzunehmenden Herkunftsort von feinen Tropfen. Obwohl Weinanbau hier seit Jahrhunderten stattfindet, ist die Arbeit der Winzer davon geprägt, dass hier noch keine jahrzehntealten Konventionen und Gewohnheiten vorherrschen, wie in anderen traditionellen Weinanbaugebieten in Deutschland. Alles ist in Bewegung und strebt voran.

1 Aussicht im Saale Unstrut Gebiet_Florian Held

Ein bisschen Sightseeing im Saale-Unstrut-Gebiet

Ausgangspunkt unseres Besuchs ist Naumburg. Diese fast 1000 Jahre alte Stadt überrascht uns direkt: enge mittelalterliche Gassen gehen über in farbenprächtige Bürgerhäuser an breiten Prachtstraßen. Es ist sehr hübsch! Da wir vom Tourismusverein von Saale-Unstrut verwöhnt werden, erwartet uns direkt nach unserer Ankunft eine kleine Führung durch die Stadt und durch den Dom.

Einen spektakulären Dom sind wir aus Erfurt ja gewöhnt, aber der Naumburger Dom ist noch einmal ganz anders. Seit 2018 gehört er sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders war für uns die Integration moderner Kunst in die mittelalterlichen Kirchenschätze. Kunstwerke von Lucas Cranach reihen sich so neben Neo Rauch und Heinrich Apel, der es uns mit seinen Bronze-Handläufen besonders angetan hat.

Im Naumburger Dom mischt sich alt mit neu. Dieser Jesus sieht modern aus, ist aber schon sehr alt.

Um auch die zweite große Sehenswürdigkeit von Naumburg zu erleben machen wir uns nach einem Stadtrundgang auf den Weg in die Stadtkirche St. Wenzel. Dort befindet sich die Hildebrandt-Orgel. Eine Orgel, die all die Eigenschaften vereinte, die sich Johann Sebastian Bach für eine Orgel wünschte. Er selbst kam 1746 nach Naumburg um die Orgel nach ihrer Fertigstellung zu prüfen.

Wir dürfen die Orgel heute live erleben. Der Organist Nicolas Berndt, der kaum älter ist als wir, ist ganz eindeutig Fan dieses unglaublichen Instruments. Er führt uns herum und in seiner Begeisterung erzählt er uns, was Bach mit der Feiergesellschaft zur Einweihung der Orgel alles verzehrt hat: 28 Krüge Weißwein, 3 Krüge Rotwein. Es scheint feuchtfröhlich zugegangen zu sein. Dann setzt sich Nicolas an die Tastatur und Flo und ich werden von der Wucht des Klangs in andere Sphären geblasen.

Nicolas Berndt spielt von Mai bis Oktober mittwochs, samstags und sonntags jeweils um 12 Uhr ein kostenloses kleines Orgelkonzert, das sich kein Naumburg-Besucher entgehen lassen sollte.

Wir sind allein in der Kirche und sitzen auf dem Boden, direkt in der Mitte, direkt vor der Orgel. Ich empfehle euch YouTube, dann könnt ihr euch sicherlich vorstellen, welche Ausmaße unsere Gänsehaut hatte.

Immer noch ziemlich geflasht und mittlerweile hungrig machen wir uns zurück auf den Weg ins Hotel. Wir übernachten im „Gasthaus Zufriedenheit“, was vermutlich der schönste Hotelname ist, den sich seit langem jemand ausgedacht hat. Das feine Boutique-Hotel hat 2017 eröffnet und begeistert uns mit vielen Naturmaterialien und mediterranem Innenhof.

Das angegliederte Restaurant gehört zu den besten Adressen, die Naumburg zu bieten hat. Hier wird saisonal und regional gekocht. Die Karte ist klein und fein und es gibt auch immer eine vegetarische Auswahl. Von drei (48 €) bis neun (138 €) Gängen lässt sich bei Küchenchef Alexander Frömel alles bestellen. Oder man wählt à la Carte. Zu den Menüs gibt es natürlich eine Weinbegleitung mit Weinen aus der Region. Wir probieren eine Cuvée aus Riesling und Silvaner vom Weingut Hey: den weißen Hey. Sympathischer Name, süffiger Wein.

Rote Bete, Ziegenkäse, schwarzer Knoblauch und Dattelweintomate.

Dann schlemmen wir uns durch ein Menü, das mit einer Vorspeise aus roter Bete, Ziegenkäse, schwarzem Knoblauch und Dattelweintomate sowie einer Rucola-Suppe beginnt. Beides ist würzig, aber dennoch sommerlich frisch. Weiter geht es mit wunderbar zarten Ochsenbäckchen mit Pastinake, Urkarotte und Süßkartoffel sowie Süßkartoffel-Gnocchi mit Kerbelknolle, Wurzelgemüse und Fenchel.

Im Gasthof Zufriedenheit gibt es auch offenes Frühstück, Mittagessen und Kaffee und Kuchen am Nachmittag.

Als krönenden Abschluss gibt ein Dessert aus Matcha, weißer Schokolade, Vanille und Himbeere. Das Matcha-Eis wird von Matcha-Streuseln verziert und seine Bitterkeit spielt angenehm mit der Süße der weißen Schokolade. Nichts für jeden Tag, aber extrem lecker.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Ausflügen in der Region. Zusammen mit dem Tourismusverein Saale-Unstrut-Tourismus e.V. drehen wir einen kleinen Film über Handmacher aus der Region. Alle Beteiligten waren wunderbar liebe Menschen mit einer Menge Leidenschaft für ihr Handwerk und ein Besuch lohnt sich allemal.

Daher gibt’s hier für euch 5 (mehr oder weniger) kulinarische Ausflüge rund um Naumburg in der Saale-Unstrut Region:

Ausflug Nr. 1: Ziegenhof Schleckweda

Ganz eindeutig eine echte Schleckweda-Ziege.

Schleckweda klingt doch irgendwie schon lecker, oder? Auf dem Bio-zertifizierten Hof leben 80 niedliche Ziegen, die Milch für den hofgemachten Rohmilchkäse geben. 17 Sorten bieten Igor und Astrid Blume an. Darunter Blauschimmelkäse, Schnittkäse, Weichkäse und Milbenkäse. Milbenkäse ist eine Spezialität aus der Region, bei der zur Reifung des Käses Milben eingesetzt werden. Klingt gewöhnungsbedürftig, ist aber eine aromatische Köstlichkeit.

Auf dem Hof gibt es einen kleinen Hofladen mit ausgesuchten Spezialitäten aus der Region und natürlich mit der vollen Käseauswahl. Es gibt außerdem Ferienwohnungen, die Lust auf ein paar entspannte Tage auf dem Land machen.

Ausflug Nr. 2: Rotkäppchen Sektkellerei

2 Cuvee Fass in der Rotkäppchen Sektkellerei_Florian Held

25 Eichen wurden zum Bau dieses riesigen Cuvée-Fasses verwendet.

Die Rotkäppchen Sektkellerei ist weit entfernt von Winzerromantik, aber dennoch hochinteressant. An einem normalen Tag werden dort 500.000 Flaschen Sekt abgefüllt, der fast ausschließlich in Deutschland getrunken wird. Hier ist alles etwas größer. So auch das riesige Cuvée-Fass mit 120.000 Liter Fassungsvermögen, das im Gewölbekeller steht. Wir haben eine spannende Führung durch das Werk mitgemacht und am Schluss natürlich auch dem Shop einen Besuch abgestattet. Was wir unbedingt probieren wollten? Die limitierte Edition der Weißburgunder-Flaschengärung, die tatsächlich in Handarbeit und aus Trauben aus Saale-Unstrut hergestellt wird.

Ausflug Nr. 3: Weingut Zahn

Auf der Terrasse, direkt an der Saale lässt es sich gemütlich schlemmen. Und man kann Kanufahrer beim Versuch auszusteigen beobachten.

Auf der Thüringer Seite von Saale-Unstrut befindet sich das Weingut Zahn. Direkt an der Saale kann man im Restaurant saisonale Speisen genießen und sich dazu durch die hauseigene Weinauswahl probieren. Auch Führungen durch den Weinberg werden angeboten und versprechen Einblicke in die Weinherstellung und die Vielfalt des Angebots.

Für uns war es nicht der erste (und sicher nicht der letzte) Besuch im Weingut Zahn: einen ausführlichen Bericht lest ihr hier.

Ausflug Nr. 4: Burgenlandschmiede

Lukas in Action. Es sind eine Menge Handgriffe notwendig um ein Messer zu schmieden.

Wie schmiedet man eigentlich ein Messer? Darüber hatten wir uns wenig Gedanken gemacht, bevor wir Lukas in der Burgenlandschmiede besucht haben. Dort arbeitet er aktuell an einer Kollektion hochwertiger Messer und am Angebot von Workshops zum Messerschmieden.

Wir durften hier und da auf den Amboss hauen und waren begeistert von Lukas‘ ruhiger Art und seinen wunderschönen Messern.

Ausflug Nr. 5: Weinberghäuschen gucken

Ich mag es sehr die Weinberge zu sehen und danach einen Wein von genau diesem Ort zu probieren.

Zwischen den terrassierten Weingärten befinden sich die kleinen Weinberghäuschen. Sie kommen in mannigfaltigen architektonischen Ausprägungen vor und reichen vom mediterran anmutenden Steinbau über reichlich verzierte Prunkhäuschen zur DDR-Baracke. Die Vielfalt dieser Häuschen zum Beispiel am Freyburger Schweigenberg zu entdecken macht eine Menge Freunde – am meisten natürlich mit einem Glas Wein in der Hand.

Zwischen unseren Ausflügen, Dreharbeiten und Kostproben haben wir es jeden Abend genossen zurück nach Naumburg zu kommen und noch eine kleine Runde durch die Altstadt zu spazieren. Außerdem haben wir schon zahlreiche Ideen für unseren nächsten Besuch gesammelt. Wir kommen ganz bestimmt wieder.

Die entstandenen Videos unseres #selbstmachertrips findet ihr hier:

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