Der Wind fährt sanft durch die reich behängten Mandarinenbäume, Bienen summen und die Vögel zwitschern ihre ersten Frühlingslieder. Hebe ich den Blick, so sehe ich den Ätna, der ganz bestimmt gerade kleine Rauchwölkchen ausstößt. Zumindest sieht es so aus. Es ist Mitte Februar, wir sitzen nach dem Frühstück am geschlossenen Pool und genießen an dieser geschützten Stelle die ersten warmen Sonnenstrahlen.

Im Februar ist in Sizilien nicht viel los, viele Hotels, Restaurants und Geschäfte öffnen erst im März, wenn die Touristen zurückkommen. Das Zash ist eine Ausnahme und das ist auch einer der Gründe, warum wir an diesem schönen Fleck gelandet sind. Das Boutique-Hotel mit 18 Zimmern verfügt über eine hervorragende Küche, in der Küchenchef Giuseppe Raciti an 5 Tagen der Woche Menüs oder à la Carte Gerichte anbietet. Da wir uns direkt für fünf Tage eingemietet haben, konnten wir vom Einzelgericht über die Gourmet-Pizza am Mittwoch bis zum Degustationsmenü alles mitnehmen.

Mandarinen, Palmen, gutes Essen und ein Vulkan.

Zuerst aber ein paar Worte zum Hotel, denn wer im Zash isst, tut gut daran dort auch zu nächtigen. Das Hotel liegt abseits jeden Trubels mitten in einem Mandarinen- und Zitronenhain. Mit dem Blick in die eine Richtung sieht man das Meer (ca. 15 Minuten Fahrzeit), in der anderen Richtung ragt der Ätna in die Höhe. Das Haupthaus ist eine traumhaft schöne alte Villa, in der sich auch das Restaurant befindet. Weitere Zimmer sind im Anbau zu finden, in dem in einer Art Containerbauweise moderne Räume in die alte Substanz gesetzt wurden. Hier ist auch unser Zimmer. Außerdem gibt es größtenteils verglaste private Bungalows mit eigenen Privatpools irgendwo zwischen den Mandarinen. Das ist alles sehr schön.
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Reichlich Brot, Wein und eine glückliche Mira.

À la Carte im Zash:

An unserem ersten Abend im Zash sind wir schlechtweg zu faul, um nochmal 15 Minuten in das nächste Dorf zu fahren und uns dort etwas zu essen zu suchen. Daher beschließen wir eine Kleinigkeit à la Carte im Restaurant zu bestellen. Wir entscheiden uns für eine geteilte Vorspeise und zwei Hauptgerichte. Womit wir nicht rechnen, ist, dass sowohl ein Amuse als auch eine schon fast lächerlich riesige Brotauswahl auch bei dieser kleinen Bestellung dabei sind.

Eselfleisch essen

So schmeckt also Esel.

Schwertfisch Sizilien

Schwertfisch ist in Sizilien sehr beliebt.

Das Brot ist himmlisch. Es gibt ein Körnerbrot, herzhafte Cannoli, Arancini, Blätterteiggebäck, Cracker und eine kleine Tarte mit Trüffeln.
Besonders hat es uns aber das Weißbrot angetan, das außen knusprig und innen perfekt fluffig ist. Das Brot ist toll und wäre ausreichend für eine ganze Mahlzeit.

Als Amuse wird uns ein Orangen-Fenchel-Süppchen gereicht. Frisch und lecker und wir freuen uns, dass es die Zitrusaromen der Umgebung immer wieder ins Menü schaffen.

Wir stoßen mit einem köstlichen Schaumwein an. Der Terzavia wird nach Champagnermethode aus Grillo-Trauben hergestellt und ist einfach super lecker.

Pasta mit Osso Buco

Auf dieser Reise habe ich so viel gute Pasta gegessen, dass mein Anspruch an die perfekte Garzeit gewachsen ist.

Als Vorspeise wagen wir uns an eine traditionelle Zutat der sizilianischen Küche heran: Esel. In diesem Fall als Tatar (vom weiblichen Esel) in einem Wirsingblatt und als kleines Klöpschen (vom männlichen Tier). Der Geschmack ist erstaunlich sanft, erinnert leicht an Lammfleisch oder Rindfleisch und hat eine sehr schöne Schmelzigkeit.

Die Pasta mit Ossobucu-Ragout und Orangensoße sind gut, aber nicht besser als andere Nudeln, die ich auf dieser Reise bereits gegessen habe. Flo, der noch mehr Spezialitäten probieren möchte, isst heute Schwertfisch. Begeisterter als vom Fisch ist er jedoch von der Aubergine in Teriyaki-Soße, die es zusammen mit Grapefruit-Gel als Beilage gibt.

Zum Schluss folgt eine Auswahl an wunderbaren Petit Four. Cannoli, Baba, Mandelkekse, Pistazienpralinen und Beignets sind alle typisch sizilianisch und sehr sehr lecker.
Ein „kleines“ a la Carte Abendessen im Zash ist dank Drumherum alles andere als klein.

Petit Four Zash

Petit Four am Abend

Frühstück im Zash Hotel

Frühstücksauswahl am Morgen

Frühstück im Zash:

Ein typisches Frühstück in Italien ist vor allem süß und eher klein gehalten. Ein Croissant, Cannoli, im Sommer Granita. Das Frühstück im Zash schafft es diese Frühstückskultur beizubehalten und so zu erweitern, dass auch unsere deutschen Frühstücksgewohnheiten (die wichtigste Mahlzeit des Tages!) damit gut zurechtkommen. Auf einer hübschen Etagere kommen Backwaren (Cannoli, Croissants, Muffins und mehr), dazu gibt es dann noch eine Mini-Pizza, Arancino und Brötchen. Obstsalat und Joghurt sind auch dabei.

Zusätzlich kann man sich verschiedene Eierspeisen bestellen. Während wir am Abend noch ein bisschen auf eine Frühstücksqualität wie in der Casa Maria Luigia hofften, stellen wir fest, dass die Qualität der Backwaren zum Frühstück leider nicht der vom Abendessen entspricht. Es ist alles ein bisschen weniger fantastisch, aber dennoch auf jeden Fall lecker. Der Blick vom Restaurant aufs Meer und ein frischer Orangensaft tun ihr übriges für einen guten Start in den Tag.

Pizza im Zash Hotel

Erstaunlich, wie unterschiedlich Tomaten schmecken können.

Gourmet Pizza Sizilien

Pizza a la Norma mit Auberginen.

Pizza im Zash:

Jeden Mittwoch gibt es im Zash eine kleine Auswahl an Pizzen. Das ist nett, denn wenn man mehrere Tage im Hotel verbringt und nicht jeden Tag ein gewaltiges Menü möchte, ist das eine gute Abwechslung. Wir freuen uns außerdem endlich mal ein rein vegetarisches Abendessen zu bekommen. Die Pizza ist hervorragend! Der Teig fluffig, die Zutaten frisch und lecker. Besonders die Margarita mit vier verschiedenen Tomaten hat es uns angetan.

Michelin Stern Restaurant Sizilien

Gepoppte Schweinehaut? Ich nenne es Porkcorn.

Menü im Zash:

Im Zash stehen vier Menüs zur Auswahl. Das „di Mare“ (aus dem Meer), „di Terra“ (vom Land) und „Viaggi, Ricordi, Esperienze“, was so viel bedeutet wie „Reisen, Erinnerungen, Erfahrungen“. Außerdem gibt es ein Querbeet-Degustationsmenü. Da insgesamt, so wie es in Sizilien typisch ist, Fisch ein großer Bestandteil der Menüs ist, entscheiden wir uns für das „di Terre“ Menü. Das zumindest drei vegetarische Gerichte umfasst.
Wieder startet der Abend mit der unglaublichen Brotauswahl. Wieder ist es schwer, uns daran nicht satt zu essen.

Giuseppe Raciti

Ein gut verpacktes Ei.

Zash Hotel and Restaurant

Einfach nur ein Traum.

Dann geht es mit einem Fleischgericht weiter. Auffällig daran: Als Essbesteck werden uns ein Löffel und eine Gabel hingelegt. Völlig zu recht, denn das Schweinebäckchen ist so zart, dass es kein Messer zum Zerteilen benötigt. Dazu gibt es eine Kürbiscreme und eine kräftige dunkle Soße, die nach Zimt und Anis schmeckt. Es ist wahnsinnig lecker. Gepuffte Schweinehaut gibt noch einen kleinen Textur-Kick dazu.

Darauf folgt, das Signature Dish von Küchenchef Giuseppe Raciti. Der Kellner erklärt uns, dass es seit vielen Jahren ununterbrochen auf der Karte steht. Die Rede ist von einem pochierten Ei, das wie zum Schutz in eine dicke Schicht öliger Weißbrotwürfel verpackt ist. Dieses Konstrukt thront auf einer Portion cremiger Provolone-Soße, in der sich nach einigem Erforschen noch ein Löffelchen Maulbeersoße entdecken lässt. Mir gefällt die Mischung der Texturen und die geschmackliche Mischung von Käse und fruchtigen Beeren. Ein bisschen wie ein Deluxe-Backcamembert auf Preiselbeersoße.

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The fancy Rostbrätel.

Wir sind jetzt schon fast satt, geraten jedoch bei den folgenden Tortellini mit Käsefüllung in große Freude. Die dunkle Soße ist auch ein guter Grund, um nochmals ein Stück des wunderbaren Brotes zu nutzen um auch den letzten Tropfen davon aufzuditschen. Scarpetta sagt man dazu auf italienisch.

Auf dem nächsten Teller befindet sich ein saftiges Stück Fleisch vom schwarzen Schwein aus Nebrodi. Es ist mit Speck umwickelt und wird von einer kleinen Rotkohlportion gekrönt. Dazu gibt es eine sanfte Senfsoße. Diese Zutaten erinnern uns stark an thüringische Röstbrätel, schmecken aber deutlich feiner. Für uns ist es insgesamt zu viel Fleisch, aber es ist extrem lecker und wunderbar zubereitet. Wir merken, dass uns das ganze Menü zwar extrem gut schmeckt und wir wahrscheinlich schon lange keine Sterneküche hatten, die so lecker war, ohne ständig wilde neue Experimente und Kombinationen rauszuhauen. Dennoch ist die Küche ganz schön schwer und massiv, die Portionen sind für ein Menü sehr groß und das mindert unseren Spaß beim Essen.

Restauranttipp Sizilien

Sehr klein und sehr erinnerungswürdig.

Schokolade aus Sizilien

Ein schüchternes Dessert unter Schokolade.

Doch dann gibt es das saure und spritzige Pre-Dessert. Ein kleines Törtchen mit Passionsfruchtmousse und Mandarine. Das ist so lecker, dass jede Kritik sofort vergessen ist.

Das „echte“ Dessert schlägt dann wieder stärkere Töne an. Dünne Kakaokekse, Kaffeeeis und Kaffeemouse bilden einen geschmacklich runden Abschluss für dieses deftige und schwere Menü. Wie jedes andere Gericht des Abends ist es sehr lecker, sehr cremig und sehr viel.

Wir diskutieren darüber, ob es in Italien vielleicht üblicher ist, nicht alles aufzuessen oder warum bisher jedes Degustationsmenü dieser Reise so viel war, dass es uns danach nicht gut ging. Wir kommen zu keinem Ergebnis, warten auf die Petit Four – und, na klar, können nicht widerstehen auch diese noch zu einem Großteil zu vertilgen. Schließlich sind sie so lecker!

Mandarinenhain

Die eigentlichen Stars der Show.

Und wie lautet das Fazit?

Das Zash ist ein toller Ort. Um dort zu übernachten und auch um in dem Speiseraum mit nacktem Lavastein zu essen. Der Service ist sehr engagiert, freundlich und trotz hier und da auftretender Sprachbarriere sehr kompetent – auch was die Weinberatung angeht. Das Essen ist köstlich! Uns hat es sehr gefallen, wie Zitrusnoten immer wieder den Weg in die Speisen gefunden haben, wie schmackhaft jedes Gericht war und wie es, ohne abgehobene Ideen, doch neue Geschmackserlebnisse für uns bereitgehalten hat. Wir haben einiges über die Küche von Sizilien gelernt. Mit 120 € für das Menü ist das Preis-Leistungsverhältnis obendrein sehr gut.

Und nach dem letzten Frühstück setzen wir uns nochmal auf eine Bank im Mandarinenhain, schälen eine der sauren Früchte, beobachten, wie der spritzende Saft in der Morgensonne glitzert und blicken auf den Ätna. Egal, wie gut das Essen im Restaurant war, ich glaube, dass das der Moment ist, an den ich mich noch in ferner Zukunft zurückerinnern werde.