„Entschuldigung, kann ich hier auch einen Engery-Drink bestellen?“
„Selbstverständlich. Sie wissen aber über die Sache mit den Flügeln Bescheid, oder?“
Das Restaurant liegt direkt im Hangar 7, wo zahlreiche Fahrzeuge für Straße und Luft ausgestellt sind.
Statt selbst um die Welt zu reisen, können die Gäste somit ganz entspannt meisterhafte Küchenkreationen erleben, die bequem für sie nach Salzburg kommen. Darüber, ob wir damit jetzt unseren CO2-Fußabdruck verkleinern, ist zu diskutieren, aber erstmal klingt das Prinzip doch ziemlich gut.
Grund für unseren Besuch ist dennoch nicht unsere generelle Experimentierfreudigkeit, sondern das Erscheinen des neuen Ikarus Kochbuches. Es liegt nahe: Wo jeden Monat jemand neues kocht, da kann man die Rezepte sammeln und jährlich ein herrlich buntes Potpourri der Spitzenklasse herausbringen. Die Einladung zur diesjährigen Buchveröffentlichung konnten wir aus Zeitgründen nicht annehmen, aber da wir sowieso in Salzburg waren, durften wir kurz vor der Veröffentlichung stattdessen einen Abend im Restaurant verbringen.
Jetzt bin ich gerade auf dem Heimweg aus Österreich und freue mich schon, dass das neue Ikarus-Buch in wenigen Tagen per Post bei mir ankommen wird. Eine Buchvorstellung werdet ihr auf Instagram finden.
Hier soll es jetzt allerdings ums Essen und die Eindrücke unseres Restaurantbesuchs gehen.
Ha! Nagellack passt schon wieder zum Essen.
Mindestens ein bisschen Blattgold darfs im Ikarus schon sein.
Wassermelone mal anders.
,Der Gastkoch in diesem Monat ist Grégoire Berger. Der gebürtige Franzose leitet das Ossiano – ein mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Unterwasserrestaurant in Dubai. Hier können sich die Gäste im spektakulären Setting mit Blick auf Haie und Stachelrochen vorrangig Fischgerichte schmecken lassen. Da Flo und ich auf Meeresbewohner auf dem Teller verzichten, freuen wir uns, dass wir im Ikarus die Möglichkeit haben, ein vegetarisch abgewandeltes Menü zu bestellen. Als Gast im Ikarus hat man stets die Wahl zwischen dem aktuellen Menü des Gastkochs bzw. der Gastköchin, einem vegetarischen Menü (bei dem das Gast-Menü abgewandelt wird) und dem Ikarus-Menü (eine Art Best-Of). Es ist außerdem möglich das Menü von 8 auf 6 Gänge einzukürzen.
Wir verzichten dieses Mal auf die Weinbegleitung und erfreuen uns an einigen einzelnen Gläsern. Zum Aperitif genieße ich einen köstlichen Sake mit Yuzu, der einfach so wunderbar frisch ist, dass ich ihn gerne den ganzen Sommer über genießen möchte. Flo bestellt ein Glas Champagner von Ayala, der ebenfalls ganz besonders gut ist. Und wie wir später sehen, das wahrscheinlich teuerste einzelne Glas, das wir jemals bestellt haben. Uppsi.
Nichtsdestotrotz fühlen wir uns beim Sommelier sehr gut aufgehoben und freuen uns, dass wir so gut beraten werden und deswegen nicht in die Verlegenheit kommen die Weinkarte zu wälzen, die in ihrem Umfang der Gesamtausgabe aller Game-of-Thrones Bücher gleicht.
Die schwarzen Klumpen, die aussehen wie verkohlt, sind gefärbter Tempurateig.
Lauch und Trüffel sind eine traumhafte Kombination.
Während wir uns die ersten Gerichte des Menüs schmecken lassen (drei sehr knusprige Kleinigkeiten: eine rauchige Rote Bete, angenehm fischigen Sushireis und einen sehr cremigen Ziegenfrischkäse) betrachten wir das Ambiente. Das Ikarus liegt im ersten Stock des Hangar 7. Im Hangar können die Flugzeuge der Flying-Bulls-Flotte, Formel-1-Autos, Motorräder und Helikopter besichtigt werden. Vom Restaurant schaut man direkt auf diese öffentlich zugängliche Sammlung. Trotzdem ist man sehr für sich. Auf den mit schwarzem Leder überzogenen Tischen stehen Skulpturen aus Silberbesteck.
Der erste Gang erinnert mich auf angenehme Art an zwei kürzliche Restaurantbesuche: Wie in der Hisa Franko gibt es dehydrierte Wassermelone und dazu wie in der TaBar ein Gelee. Dieses Mal jedoch aus Angosturabitter, den man sonst aus Whisky Sour kennt. Auch die asiatische Zitrusfrucht Yuzu ist Teil dieses spannenden Einstiegs.
Gebratener Chicorée mit okayem Karottenweingummi und einem köstlichen Sud.
Die Butter ist so fantastisch, dass ich gar nicht dazu komme, über das Brot zu schwärmen.
3-fach Birne, gerösteter Buchweizen und Pilzwasser.
Wer hätte gedacht, dass Pilzwasser so schmecken kann.
Die Hippe, die nicht kleinzukriegen war.
Wunderbare Tortellini mit Pfifferlingen.
Der Fake-Trüffel schält sich aus den dramatischen Nebengeschwaden.
Und weil schon länger kein Showeffekt mehr kam, folgt darauf ein Cheesecake, der sich als schwarzer Trüffel verkleidet. Er liegt auf einer Schale mit dramatisch dampfendem Trockeneis und Flo, der das Eis an Trockenheit übertrifft, sagt: „Das kann ich mir wirklich gut in Dubai vorstellen.“. Dennoch ist das Gericht lecker, kaum süß und durchaus komplex.
Das Menü endet mit einem Basilikum-Matcha-Sorbet mit Rosmarin und Thymian und einem letzten Spritzer saurem Yuzu. Aber halt: Es folgt noch ein kleiner Zauberkasten mit verschiedenen Petit-Four, bevor es wirklich vorbei ist.
Und immer wenn wir denken, dass es das war, geht noch eine Schublade auf.
Macht Spaß und schmeckt toll!
Abschiedsblick auf das Ikarus im Hangar 7.
- Gaumenwertung 9,3/10
- Gesamterlebnis 8,9/10
„Unfassbar, wir können uns nichts besseres vorstellen!“
DETAILIERTE BEWERTUNG
Mira |
Flo |
Mira&Flo |
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Gaumen | 9,0/10 | Gaumen | 9,5/10 | Gaumen | 9,3/10 |
Getränke | 9,5/10 | Getränke | 9,5/10 | Getränke | 8,5/10 |
Atmosphäre | 7,0/10 | Atmosphäre | 7,0/10 | Atmosphäre | 7,0/10 |
Service | 9,0/10 | Service | 9,0/10 | Service | 9,0/10 |
Gesamterlebnis | 8,9/10 | Gesamterlebnis | 9,2/10 | Gesamterlebnis | 8,9/10 |