Hier gibt’s den Aperitif. Lässt sich aushalten. Foto: Martin Rommeis
Cheers! Auf einen schönen Abend.
Schon die Aperitif-Karte macht Lust auf das Menü. Foto: Martin Rommeis
Eine Praline, die mit Tomatenwasser gefüllt ist. Vom Gefühl her wie eine Schnapspraline, nur ganz anders. Foto: Martin Rommeis
Wir haben dieses Mal fototechnische Unterstützung von Martin Rommeis – wir sollten ihn öfter mitnehmen, oder? Foto: Martin Rommeis
Das nächste Speisenduett zeigt, wie ähnliche Zutaten und eine ähnliche Idee zu zwei gänzlich unterschiedlichen Gerichten führen können. Erinnerst du dich an den mit Karotten gefüllten Döner, den wir vor kurzem im Tulus Lotrek gegessen haben? Auch heute steht ein Gericht auf der Karte, das sich „Carrot Kebap“ nennt. Es könnte kaum unterschiedlicher sein als die Berliner Variante. Statt im Brot kommt die halb-rohe und orientalisch gewürzte Karotte auf einem Blatt. Gegessen wird sie nicht mit der Hand in einer Soßen-Sauerei, sondern ganz clean mit einer goldenen Pinzette. Ganz anders und trotzdem lecker.
Köstlich ist auch der kleine Kartoffeltaler, der mit schwarzen Pinienkernen belegt ist. Schon jetzt ist uns klar, dass in der Küche von Ana Roš zwar gerne experimentiert wird, dass aber anders als zum Beispiel im NOMA, guter Geschmack Priorität hat.
Der nächste Gang ist so einer, bei dem schon vorher klar ist, dass er wahrscheinlich ziemlich lecker wird. Ein Mais-Beignet (vergleichbar mit einem Krapfen), der mit warmen, flüssigen Hüttenkäse und Schnittlauch gefüllt ist. Das ist richtiges Soulfood! Ich frage mich, warum herzhaft gefülltes Schmalzgebäck nicht schon längst ein Ding ist.
Unscheinbar im Aussehen, unschlagbar im Geschmak. Gefüllter Krapfen mit Hüttenkäse und Kräutern.
Zur Heu-Kartoffel gibt es eine intensive Pilz-Brühe.
Parallele zum Brot: Wenn die Kartoffel gut ist, dann reicht Butter dazu völlig. Foto: Martin Rommeis
Zwischendurch kurz zu den Getränken: Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sich Restaurants, die eine alkoholfreie Begleitung anbieten gerne auf einen Grundstoff konzentrieren. Im Kontrast in Oslo war es Tee, manchmal ist es Saft und hier in der Hiša Franko ist es Kombucha. Obwohl einige der Getränke sehr lecker sind (Feigenblatt-Kombucha oder Kaffee-Minze-Kombucha), wird es irgendwann ein bisschen viel und ich kann beim besten Willen nicht alle Gläser leeren. Ich habe nicht immer den Eindruck, dass die Getränke wirklich perfekt zum Essen passen.
Die Weinbegleitung verursacht bei uns ein ähnliches Problem: Es ist einfach ein bisschen viel. Die Weine sind hervorragend, aber zwei intensive Süßweine am Ende sind zu viel des Guten.
Jetzt aber zurück zum Menü, an dem ich wirklich gar nichts auszusetzen habe.
Chawanmuschi ist im Trend. Schon das dritte Restaurant in Folge serviert den japanischen Eierstich – ist aber auch lecker.
Ich habe noch nie gefüllte Nudeln gegessen, die den Geschmack der Füllung so in den Mittelpunkt gestellt haben. Foto: Martin Rommeis
Während es draußen langsam dunkel wird und die Berge aus unserem Sichtfeld verschwinden, wird uns ein Tortilla mit Lamm und einer Pilz-Molé serviert – eine echte Herausforderung sich jetzt nicht mit der leckeren Soße zu bekleckern. Wir absolvieren diese Aufgabe und freuen uns, dass wir uns wohl auf die schönste aller denkbaren Arten am Tisch die Hände waschen dürfen. Uns wird ein Schälchen mit Steinen, einem Tannenzweig und Trockeneis hingestellt. Nachdem sich der Nebel langsam verzogen hat, bleibt klares Wasser, mit dem wir unsere Hände reinigen können. Laut unserem freundlichen Kellner soll uns das an einen ganz typischen Morgen im Soča-Tal erinnern. Ich sehe es quasi vor mir.
Eines der besten Gerichte des Abends: Nixtamalized mountain corn tortilla, Dreznica lamb and mushroom molé
Konzentrierte Süße in der dehydrierten Melone. Ich frage mich, wie lange dieser Prozess wohl dauert.
Wenn die Fingernägel zum Essen passen!
There is no meat: stattdessen Gerste, Zwiebeln, Sellerie und Kirsche.
Käsebällchen deluxe!
Der erste von vier süßen Gängen.
Die Getränkebegleitung hat uns geschafft.
Der Käse auch.
Weder Ana noch ihr Mann Valter waren an unserem Abend zu sehen und insgesamt fand ich es angenehm, dass kein großes Gewese um die Personen gemacht wurde. Statt Personenkult wie bei Massimo Bottura gibt es hier herzliche Gastfreundschaft, egal, ob die Chefin vor Ort ist oder nicht.
Und das Essen war einfach fabelhaft. Experimentierfreudig, aber nicht um jeden Preis, abwechslungsreich, aber nicht unpassend und immer einfach lecker. Der Besuch im Fäviken ist sicherlich aufgrund verschiedener Umstände für mich kaum zu toppen, aber die Hiša Franko ist schon ziemlich nah dran.
Die Hisa Franko: Kein normales Dorfrestaurant.
Infos in Kürze:
Die Hiša Franko liegt im beschaulichen Dorf Kobarid im slowenischen Soča-Tal. Von der Hauptstadt Ljubiljana fährt man ca. 2 Stunden. Das Restaurant ist von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Eine Reservierung ist notwenig.
Die Hiša Franko ist mit zwei Michelin-Sternen und dem Grünen Stern für nachhaltige Küche ausgezeichnet. Das Restaurant liegt (2022) auf Platz 21 der World’s 50 Best Restaurants.
- Gaumenwertung 9,5/10
- Gesamterlebnis 9,1/10
„Sensationell, wir wollen nicht aufhören zu essen!“
DETAILIERTE BEWERTUNG
Mira |
Flo |
Mira&Flo |
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Gaumen | 9,5/10 | Gaumen | 9,5/10 | Gaumen | 9,5/10 |
Getränke | 7,5/10 | Getränke | 8,0/10 | Getränke | 8,5/10 |
Atmosphäre | 9,0/10 | Atmosphäre | 9,0/10 | Atmosphäre | 9,0/10 |
Service | 8,5/10 | Service | 8,0/10 | Service | 8,3/10 |
Gesamterlebnis | 9,0/10 | Gesamterlebnis | 9,0/10 | Gesamterlebnis | 9,1/10 |