Heute besuchen wir das Magda! Nicht, wie vor kurzem für ein charmantes Picknick, sondern für das volle Programm am Abend. Das Restaurant Magda liegt im kleinen Örtchen Alach, nur wenige Minuten von Erfurt entfernt. Hier hat sich Koch André Radke den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt. Ort des Geschehens ist ein schöner Vierseithof, der ganz unauffällig mitten im Dorf liegt.

Restaurant Magda in Alach in der Nähe von Erfurt

Elegante Gemütlichkeit gibt es im historischen Hofgebäude in dem das Restaurant untergebracht ist.

Der gebürtige Erfurter André Radke sieht viel zu jung für so viel Erfahrung aus, aber er hat nach seiner Lehre im Erfurter Hotel Zum Norde, die Welt bereist, hat verschiedene Küchen kennengelernt und auf Kreuzfahrtschiffen gekocht. Doch es hat ihn zurück in unser schönes Erfurt gezogen. Nach einiger Zeit als Mietkoch hat es im Spätsommer 2019 gepasst: André Radke hat das Restaurant von Anita Poßner und Bastian Wenzel übernommen, die ihrerseits wieder raus in die Welt gezogen sind. So wurde aus dem Restaurant „Lenchen“ das „Magda“.

André Radke hat nicht nur manches vom Konzept der Vorgänger übernommen, sondern auch einige Kunden behalten. Das Lenchen hatte in Erfurt einen sehr guten Ruf, dem auch das Magda heute gerecht wird. Im Restaurant wird ausschließlich ein Überraschungsmenü angeboten. Dieses ändert sich ca. monatlich und ist saisonal angepasst. Was am Abend serviert wird, erfährt der Gast auf Wunsch entweder bei seiner Ankunft oder erst wenn der Teller vor ihm steht. Das Menü kostet 65€.

Dips im Restaurant Magda
Dreierlei zum Brot und zum Appetit machen.
Es ist ein kühler Sommerabend, an dem wir das Magda zusammen mit Freunden besuchen. Wir sitzen daher nicht im gemütlichen Hof unter der großen Lichterkette, sondern im nicht weniger charmanten Innenraum des Restaurants. Das Magda ist klein und verfügt nur über Platz für ca. 25 Personen. Der Gastraum im renovierten Hofgebäude erstreckt sich über zwei Etagen. Dielenboden, kleine Fenster und Balken machen das Restaurant zu einer rustikal eleganten Location.

Wir starten den Abend mit Brot der örtlichen Handwerksbäckerei Thor. Dazu werden drei Dips serviert: ein schmackhaftes Olivenöl, eine Bärlauchbutter und eine orientalische Creme mit einer Menge Kreuzkümmel. Die Dips waren, in meiner Wahrnehmung, nicht perfekt abgeschmeckt, dennoch starten wir fröhlich schmausend in den Abend, der sogleich sein erstes Highlight erreicht: einen Cappuccino aus Sellerie.

Cappuchino aus Sellerie mit Milchschaum
Es stimmt schon, wenn Sellerie auf der Karte steht, bin ich gleich begeistert.

Die Suppe ist herrlich dickflüssig und verträgt sich toll mit dem als Topping eingesetzten Milchschaum. Interessant wird sie außerdem durch eine Currynote. Da ich ein großer Selleriefan bin, mag meine Meinung an dieser Stelle nicht sehr objektiv sein, aber ich finde die Suppe hervorragend (und ich habe hohe Ansprüche an Sellerie).

Da ich mich heute gegen eine Weinbegleitung entschieden habe, genieße ich dazu ein Glas Riesling vom Erfurter Winzer Jörg Goziewski (den wir übrigens vor Kurzem interviewt haben).

Ceviche aus Lachsforelle mit Holunderblüten und Limette

Fettaugen können so schön sein.

Weiter geht es mit Ceviche von der Lachsforelle. André Radke gibt sich Mühe weitestgehend regionale Zutaten zu verwenden. Die Lachsforelle stammt beispielsweise vom Fischhofladen am Erfurter Kressepark. Die Leichtigkeit dieses Gerichts wird noch durch Limette und Holunder verstärkt. Rückblickend ist dieser Gang der Schwächste im Menü, was jedoch gleichzeitig bedeutet, dass der Tiefpunkt auf einem hohen Niveau liegt.

Es folgt sogleich eine Rinderconsommé. Eierstich und eine getrocknete Tomate dienen als Einlage: Eine Umami-Geschmacksbombe. Die Brühe ist wunderbar rund und vollmundig.

Rinderconsomee aus der Teekanne
Keine besonders sommerliche Speise aber sehr sehr lecker.
Flo wird dazu ein Portwein serviert. Der Kellner, der insgesamt eher unsicher wirkt, gewinnt an Selbstvertrauen als er erklärt, dass diese ungewöhnliche Kombination die Stärke der Brühe unterstreicht. Was absolut der Fall ist.

Stark im Geschmack ist auch das Lamm, das als Hauptspeise serviert wird. Die Zutaten des Hauptgerichtes haben alle einen orientalischen Einschlag: Lamm, Minze, Erbse, Kefir, Kreuzkümmel. Dennoch sind sie auf eine Weise kombiniert, die zwar an den Orient denken lassen, aber nicht so richtig danach schmecken. Ich finde die Zusammenstellung extrem spannend. Obwohl sich hier viele Komponenten auf dem Teller befinden wirkt das Gericht auf mich sehr harmonisch.

Überraschungsmenü im Restaurant Magda in Alach
Dieses Stück Lamm tut nur so als wäre es ein Lammkarree, die Knochen sind nachträglich wieder hineingestreckt.
Was sich neben dem, nebenbei gesagt, perfekt gegarten Lamm verbirgt? Erbsenpüree mit Minze, die so eingesetzt ist, dass sie nicht dominant wirkt. Darauf liegt eine Erbsensprosse, die einen köstlichen nussigen Impuls gibt. Weiterhin erwarten uns confierte Kartoffeln, die kräftig mit Kreuzkümmel (und etwas viel Salz) abgeschmeckt sind. Abgerundet wird das ganze von geröstetem Blumenkohl, einer dichten dunklen Soße und einem Schaum aus Kefir. Ungleich zu den meisten Schäumen auf Restauranttellern, ist dieser nicht nur Dekoration, sondern eine ganz köstliche geschmackliche Ergänzung.

André Radke sagt später „Die Aufmachung habe ich natürlich bei Alain Ducasse abgeschaut.“ Der Rest ist aber eine sehr gelungene Eigenleistung.

Eis aus Dill mit Schokolade und Erdbeeren im Restaurant Magda in Erfurt
Ich möchte bitte mehr Dill-Eis in dieser Welt!
Auch das Dessert ist toll: ein Parfait aus Dill, serviert mit Erdbeeren, Ganache und Quinoa. Das Parfait ist köstlich! Ich wünsche mir, dass Goldhelm Dill als Geschmacksrichtung in seine Eisauswahl aufnimmt. Es ist so lecker!

Erstaunlich wie gut sich der Geschmack von Dill für eine Süßspeise eignet. Ergänzt mit den fruchtigen Erdbeeren wird noch eine neue Nuance aus der Köstlichkeit herausgekitzelt. Der Quinoa mutet optisch an Senfsamen an, was in der Kombination mit dem Dill optisch neckisch ist.

Aufgegessen
Lecker war’s.
Mit diesem Highlight endet unser Abend im Magda. Schön war‘s! Tatsächlich waren wir positiv überrascht, wie viel Kreativität uns in diesem Menü erwartet hat. Die Gerichte waren alle für sich toll konzipiert, wunderbar umgesetzt und geschmacklich sehr gefällig. Auch die Atmosphäre im Magda gefällt uns sehr. Es ist durchaus etwas besonderes hier, aber nicht abgehoben. Wir freuen uns, dass die Karte wechselt und wir uns bald aufs neue überraschen lassen können.

Infos in Kürze:

Das Menü im Magda gibt es Mittwoch bis Samstag ab 18 Uhr. Es kostet 65 € und eine Reservierung ist erforderlich.

Samstag und Sonntag hat das Magda außerdem mittags zwischen 11 – 14 Uhr mit einem kleinen à la Carte Angebot geöffnet.

Die Picknickkörbe im Magda gibt es in zwei Ausführungen. Die kleinere kostet 37 €, die größere 50 €. Bei Abholung sind 80 € Pfand zu hinterlegen. Der Korb muss telefonisch vorbestellt werden.

Der Hofladen ist samstags von 12 – 17 Uhr sowie nach Absprache geöffnet.

  • Gaumenwertung 7,5/10
  • Gesamterlebnis 7,7/10
„Sensationell, wir wollen nicht aufhören zu essen!“

DETAILIERTE BEWERTUNG

Mira
Flo
Mira&Flo
Gaumen 7,5/10 Gaumen 7,5/10 Gaumen 7,5/10
Getränke 8,0/10 Getränke 8,0/10 Getränke 8,0/10
Atmosphäre 8,0/10 Atmosphäre 9,0/10 Atmosphäre 8,5/10
Service 7,0/10 Service 7,0/10 Service 7,0/10
Gesamterlebnis 7,6/10 Gesamterlebnis 7,7/10 Gesamterlebnis 7,7/10