(Achtung, Werbung! Wir verlosen in diesem Beitrag eine Flasche Gin aus dem Hause Nicolai & Sohn. Wir selbst haben keine Bezahlung oder Gegenleistung für das Verfassen und Veröffentlichen des Interviews erhalten).

Leo hat zusammen mit seinem Vater die Whiskybrennerei Nicolai & Sohn im Erfurter Zughafen gegründet. Da die Herstellung von Whisky mindestens drei Jahre dauert, machen die beiden in der Zwischenzeit Gin. Aus ihrer Whiskybrennerei wollen sie einen kulturellen Ort machen, der Handwerk erlebbar macht. Wir haben Leo digital zum Gespräch getroffen und mit ihm über Whisky, Gin und Kunst geplaudert.

Nicolai und Sohn Gin und Whisky aus Erfurt
Nicolai und Leo arbeiten als Vater und Sohn zusammen in ihrer Whiskybrennerei. | Bildquelle: Nicolai & Sohn

Bitte stell dich doch mal kurz vor. Wer bist du und wer steckt hinter Nicolai und Sohn?

Ich bin Leo, der Sohn der Erfurter Whiskybrennerei Nicolai & Sohn. Wir machen Whisky im Zweier-Team: Vater und Sohn. Wir haben uns 2018 gegründet und haben seitdem hier im Erfurter Zughafen unsere Halle renoviert und technische Anlagen installiert. Wir kommen eigentlich aus anderen Bereichen: Mein Vater ist freischaffender Künstler und ich habe vorher Anglistik studiert.
Wir haben keinen Superinvestor im Hintergrund, sondern wir machen alles selbst und dokumentieren unseren Gründungsweg auch sehr ausführlich, schließlich dauert es 3 Jahre bis zu den ersten Produkten.

Warum macht ihr ausgerechnet Whisky?

Ich sehe da einen Vergleich zur Kunst. Whisky ist besonders facettenreich und hat eine riesige geschmackliche Bandbreite. Wie in einem Konzert tun sich ganz verschiedene Instrumente und Facetten auf. Mit der Fassreife und der langen Lagerzeit ist Whisky einfach eine sehr komplexe Spirituose, mit der man so viel machen kann. Angefangen vom Wasser, das man verwendet, zur Malzmischung oder den Fässern, die man auswählt. Das ist ein super kreativer Prozess und die kulinarische Weiterführung von Vaters künstlerischer Arbeit.

Wie macht man eigentlich Whisky?

Im Grunde hast du als ersten Rohstoff gemälzte Gerste. Beim Mälzen wird das Austreiben des Getreidekorns dadurch simuliert, dass es gewässert wird. Dann wird das Austreiben über heißer Luft gestoppt und die Stärke aus dem Korn wird umgewandelt.
Beim anschließenden maischen wird die Zuckerkette durch das Einhalten der Eiweiß- und Verflüssigungsrast aufgespalten. Im Gärtank wird Hefe dazugegeben. Die Hefe isst den Zucker und scheidet Alkohol aus.
Das würde mit einem ungemälzten Gerstenkorn vom Feld nicht passieren – das Mälzen ist sehr wesentlich. Nachdem die alkoholische Gärung abgeschlossen ist, erhält man eine Maische mit ca. 7-12% Alkohol. Die kann man mit einem starken Bier vergleichen. Und die wird dann in einem schottischen Destillationsverfahren bei uns zweifach destilliert.
Das ist ganz grob erklärt, da steht natürlich noch viel mehr Chemie hinter.

Ihr macht also Whisky nach schottischer Art – also Whisky ohne „e“ vor dem „y“?

Genau. Wir machen Whisky, keinen Bourbon. Da wäre der Unterschied, dass man in der Getreidemischung 51% Mais hat. Wir machen ganz normale Getreidemaische mit Gerstenmalz. Und auch die Destillationsweise ist eine andere. Wir gehen den klassischen schottischen Weg.

Woher bezieht ihr eure Zutaten?

Das ist eine Mischung. 70% vom Malz, der Basismalz, kommt aus Erfurt aus dem großen Malzwerk. Das ist Typ München 2. Dazu kommen noch Aroma- und Karamellmalze, die beziehen wir aus einer Spezialitätenmälzerei in Bamberg. Die nutzen besondere Röstverfahren, die zu besonderen Röst- oder Schokonoten führen. Dieses geröstete Malz verfügt nicht mehr über genügend Enzyme, die für die Whsikyherstellung auch wichtig sind. Es ist deswegen wichtig diese Aromamalze mit den aktiven Basismalzen zu mischen. Wir versuchen so viel wie möglich hier aus der Gegend zu holen.

Ich habe gelesen, dass ihr euer Wasser extra aus dem Thüringer Wald holt. Wieso denn das?

Ja! Richtig, das ist das Ziel. Noch setzen wir das nicht um, denn wir haben uns ja bisher vor allem auf den Gin konzentriert, aber wenn wir nächste Woche mit der Whiskyproduktion starten, dann geht das los. Wir haben schon Wasser an verschiedenen Quellen verprobt und finden richtig gut, was wir da herausgefunden haben. Es gibt viele gute mineralische Komponenten und Spurenelemente, die uns im Whisky wichtig sind. Das Wasser beeinflusst den Geschmack, den der Whisky am Ende hat und wir sind der Meinung, dass sich der Extraufwand in diesem Fall lohnt.
Whiskybrennerei im Erfurter Zughafen
Aus einer Idee für ein neues Hobby wurde ein großes Projekt: die Whiskybrennerei im Zughafen | Bildquelle: Nicolai & Sohn

Wie ist euer Zeitplan für die Whiskyherstellung?

Das ist gar nicht so leicht bei Whisky, denn er muss laut Definition auf jeden Fall 3 Jahre lagern. Jedoch gilt, dass er eigentlich nur besser wird, wenn er länger lagert. Es dauert also.
Vorher hat man allerdings schon den ganz neuen Whisky – den „new make“. Der ist auch schon sehr spannend und aromatisch. Den werden wir jetzt im Mai rausbringen. Und dann wird es auf dem Weg zum Whisky verschiedene Lagerkorn-Editionen geben.

Und als zwischenzeitlichen Zeitvertreib habt ihr erstmal Gin gemacht?

Ja, genau. Es gibt unseren Gin als kontinuierliches Produkt. Es ist auch total spannend mit den verschiedenen Botanicals zu experimentieren. Da arbeiten wir jetzt an der zweiten Edition. Das ist unser zweites Produkt, aber dabei soll es dann auch bleiben. Wir wollen kein breites Produktportfolio, sondern uns auf 2-3 Sachen richtig konzentrieren.

Was ist das Besondere an eurem Gin?

Die satte, süßwürzige Mischung. Unser Gin hat einen vergleichsweise hohen Alkoholgehalt. Wir haben außerdem unsere Bio-Botanicals: eine tolle Mischung aus Kardamom, Veilchenwurzel und ein bisschen Lavendel. Im Vergleich zu einem schlichten Industrie-Gin merkt man ganz schnell, dass da mehr Rohstoffe drinstecken und auch dass da mehr verschiedene Zutaten drin sind. Bei Industrie-Gin stehen meist Wachholder oder Zitrone im Vordergrund, die dann sehr maßgebend sind. Unser Gin ist viel spannender und es steckt natürlich auch viel mehr Handarbeit drin. Von der Destillation bis dahin, dass alle Etiketten handgeklebt werden und alle Flaschen handnummeriert werden. Das haben wir am Anfang ein bisschen unterschätzt, aber wir machen das auch gern.

Jetzt aber zurück zum Whisky. Woran erkennt man einen guten Whisky?

Mhh, da geht’s mir weniger ums Alter, sondern eher um die Balance und das Aromenspektrum. Der Whisky soll halten, was er beim Riechen verspricht. Auch das Drumherum gehört für mich dazu: das zusammensitzen mit Freunden, das verriechen und probieren. Es ist sehr subjektiv und situativ. Es braucht auch ein bisschen Training, aber es ist ja auch kein saufen, sondern eher genussvolles trinken.

Welche Tipps habt ihr für Whisky-Anfänger:innen?

Ich finde es zum Beispiel cool, wenn man an Flaschenteilungen teilnimmt oder sich Samples zuschicken lässt. Man braucht nicht immer eine ganze Flasche, um einen Whisky zu verkosten. Es gibt viele Communitys z.B. auf Facebook, die das anbieten. Dann hat man die Möglichkeit Whiskys mal gegeneinander antreten zu lassen und sie zu vergleichen – das ist immer spannend. Ansonsten empfehle ich sich mit Freunden zusammensetzen, sich Zeit zu nehmen. Dafür, den Whisky ein paar Sekunden im Mund zu behalten, damit er sich mit dem Speichel vermischt und auch dafür immer wieder zu riechen und den Whisky nicht wegzutrinken wie einen Schnaps. Dann taucht man immer tiefer ein und lernt auch immer mehr.

Wieso habt ihr euch für den Zughafen als Standort entschieden?

Ich kenne den Zughafen schon seit meiner Jugend, weil ich hier schon immer viel geholfen habe. Zuerst war der Plan den Whisky bei meinem Vater zu Hause zu machen, aber das Projekt ist schnell gewachsen und wurde dann mehr als ein Hobby. Hier im Zughafen wurde eine 80qm große Halle frei, die hatten wir zuerst, dann wuchs das Projekt wieder und jetzt haben wir eine noch größere Halle. Der Standort ist außerdem so vielseitig mit dem Café und dem Club. Man ist super vernetzt und hat hier auch mehr Freiheiten als in einer topsanierten Innenstadtlage.

Wo verkauft ihr eure Produkte? Wo gibt es den Gin aktuell?

Natürlich in unserem Online-Shop, aber auch im Fachhandel. In Feinkostläden wie z.B. auf der Krämerbrücke oder in Eberts Genusshandlung, aber wir haben auch ein paar Partner in Weimar und Leipzig, wo es den Gin zu kaufen gibt. Und dann haben wir noch den Edeka Koch. Hoffentlich gibt es unsere Produkte nach den coronabedingten Schließzeiten auch in Bars und Clubs, wenn diese wieder geöffnet haben.

Was möchtet ihr in der Zukunft erreichen?

Spannende Frage! Wir sind ja keine pure Brennerei, wir wollen auch als kultureller Ort das Handwerk aufleben lassen. Dass die Leute bei uns ein Tasting machen können oder einen Brennereikurs. Die Verbindung aus Kultur und Brennerei. Das lieg meinem Vater als Künstler auch sehr am Herzen. Unser Produkt soll für alle Spaß machen! Wir wollen nicht jeden Cent umdrehen, sondern lieber gute Rohstoffe nutzen und dem Whisky z.B. auch Zeit geben. Das ist unser Ziel.

Was ist Genuss für dich?

Genuss ist eigentlich das ganze Setting für mich. Wenn ichs auf kulinarischen Genuss beziehe: Schokolade Käse oder abends auch nur ein Whisky…für mich ist Genuss die Kombination aus mehreren Sinnen.

Bier oder Wein?

Bier

Fleisch oder Veggie?

Fleisch

Trinkst du Whisky lieber im Cocktail oder pur?

pur

Wann ist der beste Moment für einen Whisky?

nachmittags

Welche ist deine liebste Aufgabe im Arbeitsalltag?

Die Rezeptentwicklung – die Forschung!

Was war das Beste, was du jemals gegessen oder getrunken hast?

Geiler Käse und guter Wein. Ich mag auch Wein!

Für Whisky braucht man viel Geduld. Wer von euch ist geduldiger?

Mein Vater. Ich bin nicht so geduldig.

Vielen Dank für das Gespräch!

Wenn ihr Lust habt, den Gin von Nicolai & Sohn auszuprobieren und mindestens 18 Jahre alt seid, dann nehmt an unserem Gewinnspiel teil! Unter allen Teilnehmer:innen, die diesen Blogbeitrag mit Angabe ihrer Mailadresse kommentieren, verlosen wir eine Flasche feinen Gin von Nicolai & Sohn.

Das Gewinnspiel läuft bis 25.04.2021 23:59 Uhr. Teilnahmeberechtigt sind nur User:innen aus Deutschland, die mindestens 18 Jahre alt sind. Die Gewinnenden werden nach dem Zufallsprinzip ermittelt und via E-Mail verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Infos in Kürze:

Seit 2018 arbeiten Leo und sein Vater Nicolai am Aufbau ihrer Whiskybrennerei Nicolai & Sohn im Erfurter Zughafen. Bis 2021 der erste Whisky gekostet werden kann beschäftigen sich die beiden mit der Herstellung von Gin. Für ihre Produkte setzen die beiden auf Handarbeit und nutzen mit Vorliebe regionale Produkte.
Mehr Infos: https://nicolaiundsohn.de/