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Es wird viel genörgelt, wenn es um Lokale im Thüringer Wald geht. Über fehlende Fachkräfte, fehlende Nachfolger, fehlende Touristen, fehlende Qualität. Das Vergissmeinnicht ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass es auch anders geht.
Martin und Steffi sehen nicht aus, wie die typischen Gastgeber mitten im Wald. Ihr Restaurant auch nicht.
Martin Hofmann hat das Restaurant 2015 von seiner Mutter übernommen. Seitdem hat er nicht nur das Restaurant, sondern auch viele der Zimmer renoviert; hat das ehemalige Elternhaus zum Feriendomizil umgebaut und dem gesamten Unternehmen ein modernes Design verpasst. Fast noch wichtiger: Auch die Speisekarte hat einen neuen Anstrich bekommen.
Martin wollte seine Erfahrungen aus Restaurants in München und Berlin in das Urlaubsörtchen bringen und etwas erschaffen, was in vielen Familienbetrieben schwerfällt. Er wollte aus dem Lokal der Eltern sein eigenes Ding machen.
„Ich steh auf den alten Scheiß“, sagt Martin. Was er damit meint? Er mag die Thüringer Küche, aber er gibt ihr einen neuen Twist. Serviert das Rostbrätel nicht im Brötchen, sondern auf einem exquisiten Brot mit Senfcreme. Alle 8 Wochen gibt es eine neue Karte. Sonst ist es ihm zu langweilig.
Der Name hat übrigens nichts mit der Blume zu tun. Das Haus war Anfang des 20. Jahrhunderts ein Geschenk zur Hochzeit und wurde mit der Aufforderung „damit du mich nicht vergisst“ von der Patentante an die Patentochter übergeben.
Martin ist kreativ, das sieht man mit einem Blick auf die Speisekarte. Wie sonst käme er auf die Idee, Wassermelone in den Sous-Vide-Garer zu schmeißen um daraus „Sashimi“ zu machen?
Auf dem Regal im Restaurant stehen Gläser voller Fermente, sein Kokos-Ingwer-Brot backt er selbst und die Molke, die bei seiner Frischkäseproduktion abfällt, wandert in die Soße für das gebackene Ei.
Nicht wegzudenken ist Steffi, die Frau an seiner Seite. Sie hat nicht nur Service und Administratives im Betrieb in der Hand, sondern sie stapft auch gemeinsam mit Martin früh morgens durch den Wald, um Fichtenspitzen oder Holunderblüten zu sammeln.
Ich würde das direkt auf meine Pinterest-Pinnwand pinnen, so schick finde ich das.
Von außen wirkt das Restaurant so klassisch, wie man sich das im Thüringer Wald vorstellt. An der Fassade des Schieferhauses prangt der Name „Vergissmeinnicht“. Doch kommt man näher und schaut durch die große Glasfront, dann wird klar: Das hier ist anders. Moderne orangene Sessel stehen an feinen Holztischen. Große Glasbirnen baumeln über den Plätzen, die Wände sind dunkelblau gestrichen. Warme Farben und Naturmaterialien erschaffen Gemütlichkeit. Sie sagen auch das ist eher kein Ort für Wanderschuhe und Kroketten aus dem Tiefkühler.
Den super sympathischen und professionellen Kellner habe ich hier etwas ungünstig erwischt.
Beim Betreten des Restaurants stehen wir vor einer riesigen Bar im Industrial Design, gefüllt mit Spirituosen und Weinen. Steffi und Martin begrüßen uns: „Bei uns erhält jeder Hotelgast zur Begrüßung erst einmal einen Sekt. Ob er will oder nicht!“, sagt Steffi lachend und schenkt uns ein.
Die beiden führen uns durch Zimmer und Restaurant und erzählen von ihrem bisherigen Weg. Darüber, dass Martin eigentlich nur eine Saison seine Eltern unterstützen wollte, dass er dann doch blieb und wie er Steffi kennengelernt hat. Die beiden haben eine Menge Ideen und Tatendrang. Weitere Renovierungen, Kochkurse, Events – steht alles auf der Liste.
Martin Hofmann legt Wert auf gute Qualität. Viele Zutaten bezieht er lokal oder von ausgewählten Produzenten in Deutschland.
Wir sind gespannt, ob die Küche mit dem Ambiente mithalten kann und studieren die Karte. Natürlich kann man à la Carte bestellen, aber ins Auge fallen die Menüs. Bis zu 5 Gänge sind möglich. Wenn man möchte, auch vegetarisch. Sagt man ein paar Tage vorher Bescheid, so lassen sich sogar vegane Menüs genießen. Im Thüringer Wald! Allein das ist (leider) schon bemerkenswert.
Mir gefallen die Namen der Gerichte, zum Beispiel „Die Zitrone fällt nicht weit vom Kirschbaum“ oder „Tomaten raus, es ist Sommer!“ Ich bin neugierig, was sich dahinter verbirgt.
Wir dürfen ein 4-Gänge-Menü verzehren, welches direkt mit einem Knaller startet: dem „Sashimi fürs grüne Gewissen“. Die oben angesprochene sous vide gegarte Wassermelone.
Diese Melone tut so, als wäre sie Sashimi.
Durch die ungewöhnliche Garmethode erhält die Melone tatsächlich eine Konsistenz, die an rohen Fisch erinnert. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die Erbsencreme auf Ponzu und Dashi-Basis. Es entsteht eine leicht japanische, herrlich frische Vorspeise, die nicht nur kreativ ist, sondern auch sehr lecker.
„Tomaten raus, es ist Sommer!“ – Bei Gerichten mit solchen Namen, muss ich mir gar keine kreativen Bildbeschreibungen ausdenken.
Genauso sommerlich ist der Tomatensalat, der durch den Einsatz von Brunnenkresseöl und Molke ein sämiges und frisches Dressing erhält. Einen Kick bekommt der Salat durch in Fruchtessig eingelegte Perlzwiebeln sowie Schalotten, mit denen irgendetwas passiert ist, was sie knusprig macht. Ein einfaches Gericht, aber mit richtig viel Pepp.
Die kleinen Ölbläschen steigen sehr appetitlich zur Oberfläche der Suppe auf.
Weiter geht es mit einer Wildkräutersuppe. Martin sagt: „Wir haben alles reingeschmissen, was wir frisch im Wald sammeln konnten.“ Das war sicherlich nicht so willkürlich, wie es klingt, denn sie ist köstlich! Als Highlight findet sich in der Suppe Forellen-Rogen, der wunderbar salzig auf der Zunge explodiert. Eine sehr schöne Idee, die Suppe so zu verfeinern.
Als Hauptspeise wird uns Pasta serviert. Ravioli, die mit Aubergine und Hutzeln gefüllt sind. Hutzeln sind spezielle Dörrbirnen, die hocharomatisch für eine spezielle Bitternote sorgen. Gemeinsam mit der geflämmten Aubergine ergibt sich ein rauchiges Aroma, das vermutlich nicht jedem Vegetarier schmeckt, aber hochinteressant ist. Die Ravioli kann ich mir super in einem vielgängigen Menü vorstellen. Ein sehr komplexes und interessantes Gericht.
Zitat Wikipedia: „Ein Rostbrätel ist eine marinierte Scheibe vom Schweinenacken, die über Holzkohle gegrillt wird. Es handelt sich hierbei um eine Thüringer Spezialität, die neben der Thüringer Rostbratwurst die zweite Grillspezialität des Landes ist, die gerne rustikal auf Volksfesten gegrillt wird.“
Die andere Hauptspeise ist Martin Hofmanns Interpretation eines Thüringer Rostbrätels. Es hat nichts damit zu tun, dass das Rostbrätel im Vergissmeinnicht ein bisschen anders aussieht als in den meisten Restaurants, das am Nebentisch eine Dame den Begriff „Rostbrätel“ bei Google eingibt. Rostbrätel sind eben urthüringisch und außerhalb der Landesgrenzen eher als Nackensteak bekannt.
Im Vergissmeinnicht stammt das Fleisch aus der Schulter und hat definitiv eine ganz andere Qualität als man sie leider von der Grillbude bei der Kirmes gewohnt ist. Statt des typischen Brötchens wird das Fleisch auf einer dicken Scheibe Röstbrot mit Rilette aus Äpfeln, Zwiebeln und Schmalz serviert. Als Beilage gibt es einen frischen Salat aus Spitzkohl und eine kräftige dunkle Soße.
Für die Frau am Nebentisch wird es schwierig werden während ihres Thüringen Urlaubs ein besseres Rostbrätel zu finden.
Tarte mit Schokopuddig und Kirschragout sowie Zitronensorbet mit in Nussbutter gebackenen Butterstreuseln.
Dann erfahren wir endlich was sich hinter „Die Zitrone fällt nicht weit, vom Kirschbaum“ verbirgt. Ein kleines Küchlein mit Schokoladenpudding und Kirschragout (aus frischen Kirschen wohlgemerkt), begleitet von einem Molke-Zitronensorbet. Ich finde es toll, dass im Vergissmeinnicht so viele Dinge handwerklich hergestellt werden. Auch die, bei denen es wahrscheinlich gar nicht auffallen würde, wenn es nicht so wäre. Aber es macht einen Unterschied und lässt die Gesamtqualität definitiv steigen.
Bei der Kruste dieser Crème Brûlée würde der fabelhaften Amelie Poulain das Herz aufgehen.
Als zweites Dessert gibt es eine Crème Brûlée, die mit Fichtenspitzen aromatisiert wurde. Dazu Himbeeren, die mit Zitronencreme gefüllt sind. „So richtig klassisch“, sagt Martin. Außerdem ziert noch ein Himbeer-Kirschsorbet den Tellerrand. Auf ihm thront eine Zuckerrolle, die mit Waldmeistercreme gefüllt ist. Wir haben am Nachmittag beobachtet wie Martins Koch Andrei diese Zuckerrollen mit einer selbstgebauten Gerätschaft aus einem Akkuschrauber und einer Plastikrolle angefertigt hat. Kreativ eben.
Das Vergissmeinnicht ist wirklich nicht das, was man im Thüringer Wald erwartet. Dennoch schafft Martin Hofmann mit seinem Team den Spagat zwischen ambitionierter Kreativität und einem Ort, wo man Familienfeiern abhalten kann. Jeder wird auf der Karte etwas finden. Sei es vegetarisches Pseudo-Sashimi oder Wildschweinhaxe.
Darf ich vorstellen? Der wunderschöne Thüringer Wald.
Auf unserem Heimweg erinnert uns der Sonnenuntergang im Thüringer Wald daran, dass man die Stunde Fahrt von Erfurt wirklich öfter auf sich nehmen sollte. Es ist so schön hier. Und wenn dann auch noch das Essen so fabelhaft ist, dann steht einem Ausflug doch nichts im Wege.
Hallo Ihr zwei von ‚How To Gourmet‘,
als relative Neu-Thüringer dachten wir, wir folgen zu einem Geburtstag einmal einem Eurer Tipps und reservierten für den Geburtstagsabend Tisch und Zimmer im Vergissmeinnicht (Nov. 2022). Leider hat sich wohl doch ein bißchen was geändert…
Begrüßung Fehlanzeige, bei den Vorspeisen schlidderte eine doch hart an der oberen Salzkante entlang, zu Lachsforellenklösschen nicht einmal ein Stück Brot…, bei den Hauptgerichten war die Entenbrust nur kurz am Ofen vorbeigehuscht (noch dunkelrot und entsprechend kauig).
Für’s zweite Bier musste mein aufstehen und zum Kellner gehen usw.
Für den nächsten Morgen bekamen wir dann ein Blatt mit der Bitte um Ankreuzen des gewünschten Frühstücks (soweit völlig in Ordnung) – als wir aber in dem von uns gewünschten Frühstück 2 Positionen im Sinne der Nachhaltigkeit strichen, da von uns nicht gewünscht, mußten wir erst erklären, dass wir es für Unsinn halten, uns etwas auf die Frühstücksteller zu legen, was wir doch nicht essen, um dann hinterher dies wegwerfen zu müssen. Nicht genug damit, wurde uns dies dann am nächsten Morgen trotzdem aufgelegt – also: am Service und der Kommunikation sollte wohl auch nochmals nachgearbeitet werden.
Ansonsten waren wir aber trotzdem sehr zufrieden und werden wohl den einen oder anderen weiteren Tipp von Euch auch nochmal testen.
Herzlichen Dank für die Ideengebung.
Hi Andrea,
schade, dass eure Erfahrung nicht durchweg positiv war. Aber in jeden Fall danke für das Update!
Liebe Grüße,
Mira