Die Gewächshäuser werden auch für das Fermentation Lab und die Bäckerei genutzt.
In Kopenhagen kommt man am Noma nicht vorbei. Zahlreiche ehemalige Mitarbeiter haben eigene Restaurants in der Stadt eröffnet oder werden einfach so vom Sog des Restaurants mitgenommen. Die Standards hier sind sehr hoch. Jeder in der Stadt kennt das Noma und jeder scheint es zu schätzen. Sicherlich hat dieses Restaurant einen Anteil daran, warum Kopenhagen momentan als eine der aufregendsten Food-Städte Europas gilt. Man merkt jedoch auch, dass das Restaurant lokal tief verwurzelt ist und zumindest nach außen wirkt es, als gäbe es ein großes miteinander.
Das Gelände des Restaurants liegt auf einer kleinen Halbinsel am Stadtteil Christianshavn. Als wir ankommen, werden wir schon erwartet und freundlich begrüßt. Hier guckt niemand schräg, weil man mit dem Rad zum Essen kommt. Das Noma ist zwar eine der Top-Adressen der Welt, ist aber weit weg davon gestelzt oder abgehoben zu sein.
Glückspilze im Garten. Vom NOMA!!
Überall Holz, Pflanzen und andere Naturmaterialien.
Wir werden an unseren Tisch im Gastraum gebracht und sind noch dabei, staunend den Raum, die Menschen und die Begrüßung der Küche zu verarbeiten als uns der erste Gang serviert wird.
Es ist eine Blumenvase.
Und es ist eine Ansage. Im Noma sind die Dinge eben etwas anders als gewohnt. Hier geht es zu einem großen Teil darum, etwas Neues zu machen. Es geht darum Ideen zu entwickeln, wie Geschmack erzeugt, vermittelt und präsentiert werden kann. Wonach Dinge schmecken können und was man überhaupt alles essen kann. Angegliedert an das Restaurant ist das Noma Fermentation Lab, in dem kontinuierlich experimentiert wird. Niemand hier lacht, während er dir erklärt, dass du dein Gesicht tief in die Wildkräuter drücken sollst, wenn du die Vase ansetzt, um die kalte Bete Suppe in ihrem Inneren zu trinken.
Ich nenne dieses Gericht liebevoll: „Eine Hommage an Dinner for One“
Wenn es darum geht, Neues zu wagen, ist auch die alkoholfreie Getränkebegleitung eine gute Idee. In vielen Restaurants wird diese weiterhin vernachlässigt, im Noma ist sie eine eigene Wissenschaft. René Redzepi gilt in vielen Bereichen als Pionier, auch in diesem. Ein einfacher Saft kommt hier nicht ins Glas. Stattdessen Emulsionen aus Johannisbeerholzöl, Kombucha und noch so viel mehr.
Für das Beste aus zwei Welten wählen wir einmal die Weinbegleitung und einmal die alkoholfreie Variante. Es sei vorweggegriffen: beides war fantastisch!
Dann geht es richtig los. Mit einer Scheibe Schinken, die kein Schinken ist. Es handelt sich um rote Paprika, die vermutlich viele Stufen der Bearbeitung im hauseigenen Fermentation Lab hinter sich hat. Kombiniert mit einem Streifen geschmackvollem Speck vom Eber ist dieser Streifen Gemüse erschreckend geschmackvoll. Davon hätte ich gerne mehr!
Könnte ich bitte das Rezept bekommen, René?
Eine Menge Hummer.
Diese kleinen Erbsenhälften sind doppelt geschält. Das ist sicherlich eine beliebte Aufgabe in der Küche.
Es ist nicht das erste Mal, das René Redzepi Ameisen in seinem Menü einsetzt.
Ich bin dankbar, dass ich dieses Gericht essen durfte. Es ist so lecker gewesen.
Kein Ameisenbär.
Die hauchdünnen Schichten sind knusprig und cremig zugleich.
Das Licht geht aus, wir geh’n nach Haus.
Mit dem Ausblasen der Kerze ist das Menü vorbei und wir sind ein bisschen überrascht, weil das Ende des Menüs unangekündigt kommt. Wir sind noch nicht bereit zu gehen und nehmen deswegen noch ein Getränk im Außenbereich ein. Es ist angenehm warm und im Garten sind zahlreiche Insekten unterwegs. Wir lauschen wie am Nachbartisch andere Gäste damit flexen, welche Top-Restaurants sie schon besucht haben und grinsen in uns hinein, weil wir jetzt im Noma waren. IM NOMA!