Das Fäviken Magasinet unter Leitung von Magnus Nilsson gehört zu den besten Restaurants der Welt. Doch nicht nur das Essen ist spektakulär – der gesamte Besuch wird als einmaliges Erlebnis inszeniert.
Wir sind so dankbar für dieses tolle Erlebnis, dass wir sehr ausführlich darüber berichtet haben. Das können wir dann anschauen, wenn wir alt und runzelig sind. Und ihr auch. Oder jetzt, ganz wie ihr mögt:
Unser Bericht ist in drei Teile gegliedert:
Die Anreise
Das Menü inkl. Video
Das Frühstück
Und hier geht’s direkt zum Video
Als ich vor fast einem Jahr in der „Über uns“ Rubrik dieses Blogs schrieb, dass mein kulinarisches Ziel darin besteht, einmal das Fäviken zu besuchen, wusste ich noch nicht, dass ich die Traumerfüllung ziemlich schnell hätte angehen müssen.
Ende 2019 schließt das Restaurant, dass zuletzt Platz 68 der World’s 50 Best Restaurants belegte (logisch, dass diese Liste 120 Restaurants auszeichnet). Das Fäviken war 2016 das erste schwedische Restaurant außerhalb von Stockholm, dass mit zwei Michelin Sternen gewürdigt wurde. Ein riesiger Erfolg für den jungen Koch Magnus Nilsson. Nun möchte sich Nilsson nach 11 Jahren im Fäviken, ausgiebig seinem Garten und seiner Familie widmen.
Noch über den Hügel und dann sind wir da: das Fäviken liegt irgendwo im Nirgendwo
Eine Reservierung im Fäviken
Wie gut also, dass wir vorausschauende Freunde haben, die keine Kosten und Mühen gescheut haben, um uns ein unvergessliches Hochzeitsgeschenk zu machen. Pünktlich musste unser Freund Benny vor dem Laptop sitzen, um einen der begehrten Plätze zu ergattern. Ein Vorgehen, wie man es sonst eher von Musikkonzerten kennt. Gut, dass Benny da Erfahrung hat.
Ein Restaurant im schwedischen Hinterland
So viel also zur Vorgeschichte, die dazu führt, dass wir uns nun auf die lange Reise nach Järpen machen. Mit dem Zug nach Berlin, mit dem Flugzeug nach Trondheim in Norwegen. Von dort noch 2,5 Stunden mit dem Mietwagen rüber ins schwedische Nirgendwo.
Zwischendurch halten wir immer wieder an, um die wunderschöne Natur zu bestaunen. Sogar ein Elch trabt eine Weile neben unserem Auto her. All die Strapazen, die ein Besuch im Fäviken zwangsläufig mit sich bringt, tragen zum Erfolg des Restaurants bei. Es ist ein rundum Erlebnis, dass die Gäste erwartet. Von der Anreise bis zum Dessert.
Das Anwesen auf dem das Restaurant liegt, gehört einer schwedischen Familie, die selbst nur selten vor Ort ist
Durch das drohende Ende des Restaurants wird die Verknappung auf die Spitze getrieben. Alle Plätze für die Saison 2019 waren schon ausverkauft, bevor die Schließung bekanntgegeben wurde. Träumer wie ich, kommen somit in die Bredouille.
Ein Gutshof am See
Die letzten Kilometer vor dem Fäviken, fahren wir über eine unbefestigte Straße durch den Wald. Ein Mann winkt uns aus einem Beerendickicht zu. Er trägt eine lange Regenjacke und einen Weidenkorb. Es ist der Gärtner, der frische Beeren sammelt.
Dann endlich taucht ein Straßenschild auf. „Restaurang“ steht darauf und ich erkenne es als jenes wieder, dass ich im Winter in der Ausstellung Food for your Eyes bewundert habe. „Da will ich mal hin!“ sagte ich zu Julia, Karo und Maehne, die sich offenbar ein Lachen verkneifen mussten. Die Reservierung hatten sie schon gemacht.
Schon als wir anreisen sehen wir ununterbrochen Köche in der Küche wuseln. Eine große Uhr zeigt, wie viel Zeit noch bis zum Dinner ist.
Als wir dann ankommen, wird unser Auto für uns geparkt, die Koffer in unser kleines und urgemütliches Zimmer getragen. Obwohl sich alle Übernachtungsgäste Toiletten und Duschen teilen, mangelt es hier nicht an Luxus.
Alte schwedische Methoden
Wir lassen uns nicht viel Zeit, sondern nehmen das Angebot in Anspruch, dass uns der Gärtner die Anbauflächen zeigt. Möglichst viele Zutaten werden im Fäviken selbst angebaut, in den umliegenden Wäldern gesammelt oder von lokalen Kleinstproduzenten bezogen. Es wird beinah ausschließlich mit lokalen und regionalen Zutaten gearbeitet. Bekannt ist das Restaurant für den Steinkeller (root cellar), in dem auf ursprüngliche Art eingekochte, getrocknete, geräucherte oder anders haltbar gemachte Lebensmittel lagern.
In dieser Hobbithöhle lagern allerlei Köstlichkeiten für den Winter
Magnus Nilsson stöbert dafür in alten Rezepten und arbeitet mit traditionellen Mitteln, die in dieser unwirtlichen Region Jahrhundertelang dafür verwendet wurden, im Winter genug zu essen zu haben. Seine Küche ist nicht nur puristisch und zeigt Gutes in seiner reinen Form, sie ist auch von Experimentierfreudigkeit, die aus Mangel wächst, geprägt. Nicht, weil das heutzutage nötig ist, sondern weil Nilsson meint, dass er nur so gute Qualität liefern kann.
Er möchte seinen Gästen eine Rückbesinnung auf die Natur und ihre Schätze zugänglich machen. Genau wie die Anreise, ist auch die Küche abenteuerlich, ursprünglich und weit weg von der Lebensrealität der meisten Gäste.
Die meisten Zutaten für die Küche werden in einem der zwei Gärten selbst angepflanzt
Ein Beet voller Rhabarber und 4 Artischocken
Zu dieser Jahreszeit sieht es recht üppig aus, im Garten vom Fäviken. Die Apfelbäume, die den Wind abfangen sollen, tragen reichlich und die Kräuter, aus denen die eigene Seife hergestellt wird, blühen.
Nachdem wir mit dem Gärtner plaudernd durch die Beete geschlendert sind, setzt er uns in eine kleine Gartenhütte. Ganz zufällig zaubert er einen Picknickkorb hervor und serviert uns ein fabelhaft frisches Erdbeersorbet, frische Salatblätter mit Essig und Kräutersalz sowie Sour Creme zum dippen.
Ein sehr amüsanter Amuse-Gueule: Erdbeersorbet, Salat und Dip im Gartenhaus
Gibt’s jetzt endlich essen?
In Teil 2 lest ihr unseren Bericht zum Menü – es gibt auch ein Video zu sehen!