Ein Lichtblick im Süden von Thüringen - Güldene Gans, Saalfeld

Die meisten Thüringer kennen Saalfeld nur, weil sie als Kind mal einen Schulausflug in die Feengrotten gemacht haben. Neben den Tropfsteinhöhlen mag in der Kleinstadt in Südthüringen jetzt nicht unbedingt unendlich viel los sein, aber wir waren richtiggehend begeistert von der süßen Stadt an der Saale und einem kleinen Abstecher zum BUGA Außenstandort Villa Bergfried. Unser Hauptaugenmerk lag überraschenderweise trotzdem nicht im ausgiebigen Sightseeing, sondern auf einem bestimmten Restaurantbesuch.

Mit dem vielen dunklen Holz dieht die güldene Gans ein bisschen nach italienischer Trattoria aus.

Beim besagten Restaurant handelt es sich um das familiengeführte „Zur güldenen Gans“. Direkt am Marktplatz gelegen, führen André Dubrow und Jan Fischer hier eine bodenständig-moderne Küche. Kennengelernt haben sich die beiden nach verschiedenen Ausbildungsstationen im Hilton Hotel Weimar. Mittlerweile führen die beiden das Restaurant seit 20 Jahren und sind sogar verschwägert, auch Dubrows Frau arbeitet im Restaurant.

Ich liebe das Gefühl der Vorfreude, dass sich nach einem guten Amuse einstellt.

Nun zu unserem Restauranterlebnis: Das erste, das auffällt, ist der sehr herzliche Willkommensgruß. Der gesamte Service versprüht eine sehr angenehme Gastfreundschaft, die sich durch den ganzen Abend zieht. Die Jacken werden uns abgenommen und wir bekommen einen schönen Tisch in einer der Nischen des verwinkelten Restaurants. Überall stehen leere Weinflaschen und Körbe voller Korken herum. An den Wänden hängen alte Bilder von Saalfeld und Umgebung. Uns erinnert das eine gemütliche italienische Trattoria. Zur Auswahl stehen im Restaurant Güldene Gans vier verschiedene 3-Gang-Menüs unter den Oberbegriffen „Klassik“, „Vegetarisch“, „Fluss & Meer“ und „Genuss“. Allein, dass dieses Restaurant es schafft ein vegetarisches Menü anzubieten (was ja auch in der Thüringer Landeshauptstadt leider selten der Fall ist) versetzt mich in Begeisterung.

Wir sind bekennende Fenchel-Fans!

Und das ist nicht alles, was mir an der Speisekarte auffällt und gefällt: Pilze aus der Elsteraue, Geflügel aus Gönnatal, Strohschwein aus Franken, Löberschützer Haselnüsse und Partschefelder Freilandgans. Dazu Tee aus Gera, handgepresster Apfelsaft und Bier aus Saalfeld. Hier rieche ich doch echte regionale Verbundenheit und eine Wertschätzung guter und fairer Zutaten! Wir sind entzückt.
Wir basteln uns individuelle Menüs zusammen und sind schon guter Hoffnung auf einen tollen Abend, während wir mit Aronia-Beeren-Sekt anstoßen.

Wir starten mit zwei schönen Grüßen aus der Küche: Ich bekomme einen kleinen Bulgur-Salat mit marinierten Champignons und Flo erhält ein Tässchen Waldpilzsuppe. Dazu gibt es leckeres Brot aus einer nahegelegenen Werkstatt für Menschen mit Behinderung, Waldpilzsalz und XXX.

Alles sehr vielversprechend!

Tja, Blutwurst kann also tatsächlich ziemlich gut schmecken.

Weiter geht es dann mit einer kräftigen Fenchelsuppe, die mit einem Fenchel-Blutorangensalat und Hummus serviert wird. Sehr fein und sehr frisch. Unsere andere Vorspeise besteht aus zweierlei Blutwurst und einem Kartoffelsalat mit Goji-Beeren. Ich bin (im Gegensatz zu Flo) eigentlich überhaupt kein Blutwurst-Fan, aber aus Nose-to-Tail-Verwertungsgründen probiere ich es hin und wieder doch einmal. In der Güldenen Gans habe ich so etwas wie mein Blutwurst-Erweckungserlebnis. Es ist so gut! Ob mir die Blutwurst-Wan-Tan oder die „Wiener-Blutwurst“, nach Art eines Schnitzels besser schmeckt, vermag ich gar nicht zu sagen. Jedenfalls ist es richtig gut und wird durch einen besonders leckeren und durch die Goji-Beeren leicht fruchtigen Kartoffelsalat noch besser gemacht.

Liebevoll hergestellte Nudeln – liebevoll aufgestellte Karotten.

Weiter geht es mit einer Steinpilz-Gemüsebolognese mit Hanfsamen-Pesto, Pak Choi und selbstgemachter Pasta. Auch dieses Gericht ist sehr gut, auch wenn es mit ein paar weniger Zutaten und weniger verschiedenen Geschmacksrichtungen vielleicht sogar noch besser gewesen wäre. Trotzdem: Daumen hoch!

Lange nicht mehr ein so gut zubereitetes Stück Schweinefleisch gegessen.

Das andere Hauptgericht ist Strohschwein-Lende mit Balsamperlzwiebeln, Pilzen aus der Elsteraue und Kartoffelkrapfen. Klingt auch wieder klassisch, ist es irgendwie auch, aber dennoch alles andere als langweilig. Schön ist natürlich, dass auf die Herkunft des Schweinefleischs geachtet wurde. Ein mit Stroh ausgelegter Stall sorgt für ein gutes Klima und artgemäße Wühl- und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere.

Mit Schokolade zum Schluss macht man eigentlich nie etwas falsch.

Als Dessert erhalten wir dann einen leckeren Brownie mit selbstgesammelten Haselnüssen aus Löberschütz, der sich den Teller mit einem Himbeersorbet teilt. Das andere Dessert ist eine Birne-Helene-Variante mit Birnenchips, Mousse au Chocolat und Birnen-Quitten-Kompott.

Im Menü steht „Unsere Birne Helene wird immer gern genommen“ – na wenn das so ist.

Wir leeren alle Teller in Gänze und resümieren satt und zufrieden das Restauranterlebnis. Das Preis-Leistungsverhältnis in der güldenen Gans ist super. Ein tolles, kreatives und interessantes Menü kostet ca. 40 €. Wir sind uns sicher, dass es sich um ein wunderbares Restaurant für eine gemischte Gruppe handelt, zum Beispiel für eine Familienfeier. Aus unserer Sicht ist das Angebot klassisch genug für konservativere Gäste, spricht aber auch experimentierfreudigere an. Wir sind jedenfalls begeistert und planen schon bei nächster Gelegenheit für das reservierungspflichtige 6-Gänge-Menü wiederzukommen.

Gaumenwertung 7,5/10

Gesamterlebnis 7,8/10

„Fabelhaft, ein tolles und besonderes Menü!“

DETAILIERTE BEWERTUNG

Mira		Flo		Mira&Flo
Gaumen	7,5/10	Gaumen	7,5/10	Gaumen	7,5/10
Getränke		Getränke		Getränke
Atmosphäre	7,5/10	Atmosphäre	8,0/10	Atmosphäre	7,8/10
Service	9,0/10	Service	9,0/10	Service	9,0/10
Gesamterlebnis	7,7/10	Gesamterlebnis	7,8/10	Gesamterlebnis	7,8/10