(Achtung, Werbung! Wir verlosen in diesem Beitrag selbstgemachte Köstlichkeiten von Markus Prinz. Wir selbst haben keine Bezahlung oder Gegenleistung für das Verfassen und Veröffentlichen des Interviews erhalten).

Als Kind wollte Markus Prinz einfach so gut kochen können wie seine Oma. Heute übernimmt er das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Clara in Erfurt. In der Zwischenzeit hat Markus viele Küchen auf der ganzen Welt gesehen: als Kochschullehrer auf den Philippinen, als Delegationskoch der UNO in Syrien und als Leihkoch in renommierten Häusern in ganz Europa.

Ich treffe Markus im Clara in Erfurt zum Gespräch und esse mit ihm zusammen Pastinaken-Eis.

Markus Prinz übernimmt im Oktober 2020 die Postion des Küchenchefs im Restaurant Clara in Erfurt.
Markus zeigt mir seine vorbereiteten Leckereien: gedörrte Bete-Chips, Mürbeteig-Schokoladenerde und Esspapier aus Chia-Samen (hier im Bild).
Hi Markus, schön, dass du Zeit für mich hast!
Kannst du dich kurz vorstellen?

Also ich bin der Markus Prinz, bin gebürtiger Wiener und bin 37 Jahre alt. Ich habe meine Kochlehre mit 16 Jahren im zwei Hauben Betrieb der Steirer Stub’n in Wien und im italienischen Restaurant Cantinetta Antinori absolviert.
Danach bin ich ins Restaurant Korso gewechselt zum Starkoch Reinhard Gerer. Da war ich ein Jahr und bin dann zum Palais Coburg gewechselt. Das ist eins der renommiertesten Hotels in Österreich und hat den besten Weinkeller Europas. Da dreht sich alles um Essen und Wein! Es ist ein Prunkhaus, ein richtiger Tempel und dort habe ich die richtig höchste Nouvelle Cuisine miterlebt und gelernt.

Nach dem Palais Coburg gab es dann sehr viele Stationen: Zum Beispiel war ich dann Sous Chef im Restaurant Vincent, das ist auch ein Sternerestaurant in Wien. Da bin ich auch nicht lange Zeit geblieben, denn ich wollte immer so viel wie möglich aufsaugen und so viel wie möglich lernen.

Das habe ich durchgezogen, bis ich 26 Jahre alt war. Dann bin ich mit der UNO nach Syrien gefahren und habe dort als Delegationskoch gearbeitet. Für drei Jahre bin ich am Golan gewesen und habe dort mitunter für die ganzen Prominenten und Staatsoberhäupter gekocht. Oft war ich in Damaskus.
2013 mussten wir dann vom Bundesministerium nach Hause fliegen, weil es zu gefährlich wurde.

Was hast du dann gemacht?

Erst wusste ich nicht, was ich machen soll. Ich habe dann meine Koffer gepackt und bin nach Asien gereist. Ich brauchte eine Auszeit, wollte das Leben genießen und die Welt sehen.

Insgesamt war ich elf Monate unterwegs. Zwischendurch habe ich auch meine Frau in Kambodscha kennengelernt. Danach bin ich wieder nach Wien gekommen und habe für eine Personal Leasing Firma überall europaweit gekocht. So war ich zum Beispiel in Lissabon und habe beim Champions League Finale gekocht. Ich bin dadurch in viele gute Restaurants gekommen und habe dort für kürzere Zeit gekocht: das Hotel Intercontinental in Wien, das Grand Hotel in Wien, Kitzbühel, Innsbruck und so weiter. Ich war auch noch einmal für eine Zeit im Palais Coburg.

2016 habe ich zwischendurch außerdem noch als Kochschullehrer auf den Philippinen gearbeitet. Das war eine tolle Erfahrung und wieder etwas Neues für mich. Kochschule habe ich vorher nie gemacht und dass der Unterricht komplett auf Englisch war, das war am Anfang echt schwierig.

Du hast jetzt den Posten des Küchenchefs im Clara im Kaisersaal übernommen. Wie kam es dazu?

Bis März dieses Jahres habe ich wieder im Palais Coburg ausgeholfen. Man kannte mich dort ja bereits. Dann war die Frage wie es jetzt in der Corona-Phase weitergeht und ich habe mich auf die Suche gemacht, um etwas langfristiges zu finden. Meine Frau lebt in Amerika, in Boston, und ich habe vor in den nächsten fünf bis sieben Jahren nach Amerika zu ziehen. Erfurt soll meine letzte Station davor werden. Hier ist meine höchste Priorität den Stern zu halten.

Ich bin dann vor gut einem Monat hierher zum Vorstellungsgespräch gekommen und es hat sofort gepasst. Das Arbeitsklima, die Arbeitgeber, das ganze Arbeitsumfeld und die Mitarbeiter. Das war einfach sensationell. Die Herzenswärme, die hier ausgestrahlt wird, die hat mir sehr imponiert

Meinst du, du hältst es so lange an einem Ort aus?

Ja, auf jeden Fall. In Syrien war ich ja auch drei Jahre an einem Ort.

Was hat dich an der Position im Clara gereizt?

Es ist mir vor allem um das Konzept gegangen. Das Konzept mit der Kochschule und dem Bankett, das passt zu mir wie die Faust aufs Auge. Das ich jetzt nicht nur im Sternerestaurant meinen Job mache, sondern auch für die ganzen Kochschulteilnehmer eigene Rezepte mach, neue Küchentechniken vorführe oder Gerichte, die ich in Asien gesammelt habe, zeigen kann, das macht mir am meisten Spaß.

Mit Banketten kenne ich mich durch die Personal Leasing Firma aus. Ich war viel auf Messen. Die Größe und der logistische Aufwand haben mich immer fasziniert.

Was gefällt dir in Erfurt besonders gut?

Es war so wie Liebe auf den ersten Blick. Erfurter sind ganz nette Leute und das gefällt mir. Zum Vorstellungsgespräch wollte ich drei Tage in Erfurt bleiben und schauen, ob mir das zusagt oder nicht. Als Wiener, als Metropolen-Mensch, bin ich natürlich anderes gewohnt. Ich bin dann noch zusätzlich einen Tag länger blieben, weil ich mir die Zitadelle angeschaut habe. Ansonsten bin ich noch nicht so weit herumgekommen.
Restaurant Clara am Kaisersaal Erfurt.
Von außen ist das Restaurant Clara unscheinbar. Aber auch dem Kaisersaal nebenan sieht man seine Pracht nicht von außen an.

Warum bist du Koch geworden?

Meine Mutter hat sehr weit außerhalb meines Geschmacks gekocht [lacht].
Ich war ganz verwöhnt von meiner Oma – das ist der wahre Grund. Sie hat fantastisch gekocht! Sie hat immer für mich und meine Schwester gekocht und das war für mich das Highlight des Tages.

Da gibt es vieles, das kann man nicht nachkochen, aber das hat man immer im Gedächtnis. Das hat mich immer fasziniert: Ich möchte mich wieder an den Geschmack erinnern und ihn wieder am Gaumen spüren. Das ist auch das Highlight eines Gastes, der in die Sternegastronomie geht. Es geht um einen nicht alltäglichen Geschmack. Es geht um Erinnerungen, zum Beispiel aus der Kindheit, die wiederentdeckt werden.
Aber diese Erkenntnis hat man nicht mit 16. Da wollte ich einfach gut kochen können.

Du bist schon viel auf der Welt herumgekommen. Inwieweit spielt Regionalität in deiner Küche eine Rolle?

Egal, wo man auf der Welt hinfährt ist Regionalität ein Thema. Das war schon immer so, weil es früher ja auch nicht anders ging. Heute wird regionales Bio-Gemüse groß angepriesen, dabei sollte das eigentlich ganz normal sein. Ich achte vor allem auf gute Qualität und wenn ich die regional nicht bekommen kann, dann greife ich natürlich nach ausländischer Ware.

Aber es gibt viele regionale Sachen, zum Beispiel Fleisch oder Gemüse, die ich natürlich aus Thüringen beziehe, weil es einfach besser schmeckt. Und bei manchen Produkten geht es auch einfach um die kurzen Lieferwege und die Frische, zum Beispiel bei Salat.

Durch deine zahlreichen Auslandsaufenthalte hast du sicherlich viele Zutaten kennengelernt, die hier nicht so einfach zu bekommen sind. Wie regelst du das? Hast du deine Quellen oder verzichtest du dann lieber und greifst auf regionale Ware zurück?

Also das typische Beispiel ist der Kampot-Pfeffer, den habe ich mir aus Kambodscha mitgenommen. Ich habe mir 7 Kilo im Flugzeug mitgebracht und habe den jetzt hier im Restaurant. Der ist halt regional – nur eben in Kambodscha. Dort war ich auf der Farm und weiß genau, wo der herkommt. Wenn ich den hier kaufe, dann weiß ich nie, wo der genau herkommt, wie lange er gelagert wurde und so weiter. Es gibt bestimmte Produkte, die werde ich im Ausland nie in der optimalen Qualität finden.

Der Start im Clara muss aufgrund der Corona-Auflagen jetzt noch mindestens einen Monat nach hinten verschoben werden. Wie wirst du die Zwischenzeit nutzen?

Ich habe schon sehr viel vorbereitet und bin dabei alles so einzurichten, wie ich es haben möchte. Letztes Wochenende war ich zum Beispiel im Steiger und habe Japanische Zierquitten und Berberitzen gepflückt, die ich jetzt eingelegt habe. Die kommen dann auf die nächste Karte. Ich habe auch Kimchi angesetzt und Sauerteig.

Außerdem bieten wir jetzt hier im Kaisersaal die Weihnachtsfeier in der Box an. Da sind Köstlichkeiten drinnen, die aber leicht nachzukochen sind. Dafür haben wir auch Jus und Fond angesetzt und in Gläser abgefüllt. Das ist die einzige Entschädigung, die wir für die Gäste aktuell anbieten können.

Der Österreicher Markus Prinz im Erfurter Sternerestaurant Clara.
Die Übernahme des Postens erfolgt mitten in der Corona-Zeit. Wann wird Markus Prinz die ersten Gäste in dem Restaurant mit der psychedelischen Decke begrüßen dürfen?
Was bedeutet Genuss für dich?

Genuss ist vielfältig. Ich kann am Strand mit einem schönen gerösteten Baguette, schön mit
Tomaten-Concassée, Knoblauch und Basilikum ganz simpel genießen und das ist für mich Genuss pur. Oder ich kann ein sieben Gänge Menü im Restaurant mit ruhiger Musik genießen. Es macht gar nichts aus, wo man genießt, sondern es kommt auf einen selbst an. Es ist kein Genuss das Baguette beim Laufen auf dem Heimweg zu essen, das ist nur um den Hunger zu stillen. Genuss ist es, sich Zeit für das Essen zu nehmen. Dann kann man auch einen Hamburger genießen.
Zum Schluss machen wir noch eine kleine Schnellfragerunde. Sag einfach das erste, das dir in den Sinn kommt.


Bier oder Wein?

Wein.
Fleisch oder Veggie?
Fleisch.
Süß oder herzhaft?
Beides.
Was ist deine aktuelle Lieblingszutat?
Hmmm….Kampot-Pfeffer.
Was ist deine liebste Aufgabe im Arbeitsalltag?
Ein Gericht, das ich vorher noch nie gekocht habe auf den Teller zu bringen und es schmeckt sofort.
Was war das Beste, was du jemals gegessen oder getrunken hast?
Das ist wirkliche eine fiese Frage für einen Koch! Wie einen Künstler zu fragen, welches Bild er am liebsten mag.

Mhh, da bekomme ich jetzt Gänsehaut. Ich glaube es ist in Madrid Tapas zu essen. Das ist ein Genuss, den jeder Mensch in seinem Leben mal machen sollte.
Ich habe davor noch nie Tapas gegessen und bin dann in ein gutes Mittelklasserestaurant spaziert. Ich wollte dort ein Gericht probieren und wollte dann woanders essen gehen. Ich bin in dem Tapas Restaurant dreieinhalb Stunden geblieben. Ich habe vier oder fünf Gläser Wein getrunken und habe 12 oder 13 Tapas Gerichte gegessen und jedes war nacheinander so exquisit, so gut, das vergisst man nie. Das war kulinarischer Genuss. Hochgenuss!

Es gab aber viele solcher Momente: Mein erstes Curry in Thailand, den Ort wird man sein Leben lang nicht vergessen oder das erste Pita-Brot mit verschiedenen Mezzes in Damaskus. Diese Aromen! Und auch das Spanferkel auf den Philippinen oder die süßen Pancakes in Indonesien! Das sind lauter solche Erinnerungen. Das ist unvergesslich.

Sind Köche für dich Handwerker oder Künstler?
Beides.
Wo findest du Inspiration?
Im Wald.
Was ist das Schönste daran, Koch zu sein?

Die Gäste mit einem ehrlichen Lächeln nach Hause gehen zu sehen.

Vielen Dank für das Gespräch! Wir hoffen, dass du im Dezember eröffnen kannst und wünschen dir alles Gute für deine Zeit in Erfurt!

Wenn ihr Lust habt, eine kleine Köstlichkeit aus Markus‘ Küche auszuprobieren, dann nehmt an unserem Gewinnspiel teil! Unter allen Teilnehmern, die diesen Blogbeitrag mit Angabe ihrer Mailadresse kommentieren, verlosen wir ein Glas Japanische Zierquitten – gepflückt im Steiger und selbst von Markus eingelegt.

Das Gewinnspiel läuft bis 29.11.2020 23:59 Uhr. Teilnahmeberechtigt sind nur User aus Deutschland, die mindestens 18 Jahre alt sind. Die GewinnerInnen werden nach dem Zufallsprinzip ermittelt und via E-Mail verständigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Infos in Kürze:

Im Oktober 2020 übernimmt der Österreicher Markus Prinz die Position des Küchenchefs im Restaurant Clara in Erfurt. Das Clara ist an den historischen Kaisersaal angegliedert und ist mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Mehr Infos zum Restaurant Clara findet ihr hier: https://www.restaurant-clara.de/