Das Restaurant Frieda in Leipzig wurde 2021 als drittes Restaurant der Stadt mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. Die Restauranterfahrung möchten die Betreiber Lisa Angermann und Andreas Reinke aber lieber unkompliziert und leger halten. Der Fokus: Das Leben genießen. Wir finden das gelingt im Frieda ganz wunderbar!
Schummrig, schick und gemütlich.
Es ist kalt, es ist Januar, es ist 17.30 Uhr. Dass wir kurz nach der Kaffeezeit schon zum Abendessen gehen, liegt nicht an unserem Rentner-Lifestyle, sondern an den aktuellen Corona-Regeln. Um 20 Uhr müssen die Leipziger Restaurants schließen. Wir passen uns gerne an, denn um überhaupt einen der gefragten Plätze im Frieda zu bekommen, haben wir Wochen im Voraus reserviert.
Gelegen im Stadtteil Gohlis, gleich neben der beliebten Drogerie, hat sich das Frieda seit der Eröffnung 2018 schnell einen guten Namen gemacht. Einen kleinen Anfangsvorsprung gab es sicherlich dadurch, dass Inhaberin Lisa Angermann 2017 die große deutsche Kochshow „The Taste“ gewonnen hat. Doch durch eine hohe Qualität und zufriedene Kunden wurde das Frieda immer bekannter. 2021 folgte dann die Auszeichnung mit einem Michelin-Stern.
Vegetarisches Tatar in dramatischer Beleuchtung.
Wir betreten das kleine Restaurant pünktlich. Zuerst fällt uns die wunderschöne türkisblaue Wandfarbe auf, dann die riesige Bar im Zentrum des Raumes. Die Tische – viele sind es nicht, gruppieren sich rechts und links davon im Raum. Im Sommer gibt es zusätzlich eine schöne Außenfläche und Sitzplätze im Glashaus.
Mir gefällt der elegante, cleane und gleichzeitig gemütliche Stil sofort.
Alle Gänge sind auf Wunsch vegetarisch bestellbar.
Das Menü im Frieda wechselt regelmäßig, denn das Kochen mit den Jahreszeiten liegt Lisa und Andreas am Herzen. So bleibt für uns die Entscheidung, ob es fünf, sechs oder sieben Gänge sein sollen. Obwohl alle Gänge auch vegetarisch verfügbar sind, sind auf der Speisekarte nur die Gerichte in ihrer Komposition mit Fleisch und Fisch aufgelistet. Schade eigentlich, vielleicht würde es den einen oder anderen inspirieren, wenn sie wüssten, was vegetarisch gekocht wird. (Kleiner Spoiler: Es ist sehr gut!).
Flo und ich wählen heute fünf Gänge mit Fleisch, aber ohne Fisch. Unsere Freunde, die uns heute begleiten bestellen Fisch und Fleisch.
Kartoffelsuppe kann so schön sein.
Der Abend beginnt mit einem besonders schönen Gruß aus der Küche: ein falsches Tatar aus Rote Bete, Kräuterseitling, Möhre und Sellerie. Dazu gibt es eine Miso-Mayonnaise und frittierten Palmkohl. Das gehört in die Kategorie: Niemand, wirklich niemand wird Fleisch vermissen, wenn er das isst!
Der erste Gang kann das Hochgefühl halten, das uns sofort ergreift. Ein gegrilltes Salatherz (Kingfish für die Fischesser), ein Kokos-Panna Cotta, gepickelte Schwarzwurzel und eine Creme aus Sonnenblumenkernen. Kleine Frischekicks gibt es von pinker Pomelo. Wir sind begeistert davon, wie ausbalanciert die Geschmacksnoten sind und schon zu diesem Zeitpunkt unglaublich froh, dieses Essen zu kosten.
Bries ist eine Spezialität, die es nur vom Kalb und vom Lamm gibt. Es handelt sich dabei um die Thymusdrüse.
Weiter geht es mit einer Kartoffel-Sellerie-Suppe mit Perigold Trüffel. In der cremigen Flüssigkeit treibt eine Art Riegel aus im Salzteig gebackenem Sellerie, der mit einer kräftigen Mimolette-Käse-Creme und mit Speck gebratenen Selleriewürfeln getoppt ist. Diese Suppe fühlt sich an, wie ein Abend in einer kuschligen Decke am Kaminfeuer.
Ach ja, da könnt ich glatt ins Schwärmen geraten… Aber stattdessen möchte ich lieber den Wein erwähnen. Nichtsvertragenden, wie mir, spielt es sehr in die Karten, wenn ich mich nicht für die komplette Weinbegleitung entscheiden muss und unkompliziert bei jedem Gang entscheiden kann, ob ich den passenden Wein zum Gericht möchte. 8 € für 0,1 l berechnet das Frieda hier. Wir sind mit der Auswahl sehr zufrieden und während ich hier schreibe, wartet schon eine der im Restaurant kennengelernten Flaschen im Kühlschrank auf mich.
Große Hirschkalbsrücken werfen ihre Schatten voraus!
Aber nun zurück zum Menü. Es folgt Kalbsbries mit Schalotten, Kräuterseitlingen und Kümmelnage. Das Kalbsbries ist knusprig gebraten und hat die charakteristisch buttrige Konsistenz. Gleich zwei Stücke davon sind mir persönlich etwas viel, doch das ist jammern auf exorbitant hohem Niveau.
Bevor ich mich dafür also noch mehr rechtfertige, lieber zum Hauptgang: dieser kommt vergleichsweise klassisch daher. Es gibt Hirschkalbsrücken auf einem stückigen Spiegel aus Topinambur. Angenehm bittere Noten kommen von der Endivie, die es sich auf dem Hirsch gemütlich gemacht hat und die sich fantastisch mit eingelegter Salzzitrone verträgt. Dazu gibt es eine köstliche dunkle Soße, die alle Elemente verbindet.
Es ist so fluffig! Quarksoufflé!
Harmoniert so gut: Nougateis und frische Früchte.
Zum Abschluss erwartet uns, nicht nur in optischer Hinsicht ein Highlight: Ein fluffiges Quarksoufflé schaut über den Rand der kleinen Backform rüber zu einem Nougateis. Dazu gibt es Physalis und Mango. Naja und als wir denken, dass es nicht besser werden kann kommt noch ein letzter süßer Gruß aus der Küche an unseren Tisch. Ein kleiner Turm aus Brownie, Mangosorbet und Schaum vom griechischen Joghurt. Und dieses Dessert ist perfekt, um mit dem genau richtigen Gefühl das Restaurant zu verlassen, dem, dass hier wirklich alles gestimmt hat.
Ein letzter Gruß aus der Küche.
Ich bin wirklich gespannt, wie lange das Frieda das beste Essen im Jahr 2022 bleiben wird. Mein Tipp: Die Zeitspanne wird gar nicht so kurz sein.
Das Frieda liegt im Leipziger Stadtteil Gohlis.
Restaurant Frieda
Menckestr. 48-50
04155 Leipzig
Öffnungszeiten:
Di – Sa: ab 18 Uhr
https://www.frieda-restaurant.de/
- Gaumenwertung 8,5/10
- Gesamterlebnis 8,4/10
„Fabelhaft, ein tolles und besonderes Menü!“
DETAILIERTE BEWERTUNG
Mira |
Flo |
Mira&Flo |
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| Gaumen | 8,5/10 | Gaumen | 8,5/10 | Gaumen | 8,5/10 |
| Getränke | 9,0/10 | Getränke | 8,0/10 | Getränke | 8,5/10 |
| Atmosphäre | 8,5/10 | Atmosphäre | 8,0/10 | Atmosphäre | 8,3/10 |
| Service | 8,0/10 | Service | 7,5/10 | Service | 7,8/10 |
| Gesamterlebnis | 8,6/10 | Gesamterlebnis | 8,3/10 | Gesamterlebnis | 8,4/10 |
