Wenn in einer Sterneküche ein Klassiker neu interpretiert wird, dann kommt entweder etwas ganz schreckliches (ich will doch nur, dass es schmeckt wie bei meiner Mutter!) oder etwas geniales (ich will nie wieder etwas anderes!) dabei heraus. Dem Tulus Lotrek ist zweiteres gelungen. Und das mit dem deutschesten aller Gerichte, dem Döner.
Aber der lebensverändernde Döner ist nicht alles, was das Tulus Lotrek in Berlin zu einem ganz besonders tollen Restaurant macht. Es gibt fantastischen Wein, eine sehr schöne Atmosphäre, richtig angenehmen Service und allerlei intensive Geschmackserlebnisse, die man nicht so schnell vergisst.
Hach, gemütlich! Das Restaurant liegt in der Fichtenstraße in Kreuzberg.
Wenn du ganz genau hinschaust, siehst du den Schinken auf der Tapete.
Grüße aus der Küche.
Aber ein bisschen chronologisch soll es hier vonstattengehen:
Das Tulus Lotrek befindet sich in einem schicken Altbau in der Fichtenstraße in Kreuzberg. Ilona Scholl ist Restaurantleiterin und wurde mehrfach zur Gastgeberin des Jahres gekürt. In der Küche steht ihr Lebensgefährte Max Strohe, den mancher vielleicht aus diversen Fernseh-Kochshows kennt. 2017 hat das Restaurant einen Michelin-Stern bekommen.
Wir sehen keinen von beiden bei unserem Besuch, stattdessen treffen wir auf ein extrem sympathisches und perfekt aufeinander eingespieltes Team.
Eine Schönheit: Rosen Bitter als Aperitif.
Serviert wird zuerst ein toller Champagner von Chartogne Taillet – ich bin neugierig auf die alkoholfreien Varianten und trinke einen Rosenbitter als Aperitif. Dann bekommen wir einen versiegelten Umschlag. Der Abend wäre nur zu übertrumpfen gewesen, wenn sich darin (endlich!) der Brief aus Hogwarts befunden hätte. So oder so ist im Restaurant alles sehr schön. Eine schöne Menükarte steckt im Umschlag, die Wand wird von einer supercoolen Dschungel-Schinken-Tapete geziert, es gibt Holzdielen, ein Geschirr-Sammelsurium und alte Holzstühle.
Schön geht es weiter mit ein paar Kleinigkeiten, die unseren Gaumen auf das vorbereiten, was kommen wird. Das kleine Ensemble aus einem Möhren-Maccaron, der mit eigelegtem Hokkaido gefüllt ist, einem Tartelett mit gelber Bete und einem Nori-Röllchen mit scharfem Mango-Chutney sind auf jeden Fall eine Ansage.
Dieses Gericht erinnert mich auf allerbeste Art an das Restaurant Ark in Kopenhagen.
Es geht danach auf einem extrem hohen Niveau weiter. Der Tomatensalat mit einem Mousse aus Tomatenwasser sendet Grüße vom bevorstehenden Sommer und ist so lecker, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie es noch besser weitergehen soll. Mir gefällt, dass im Tulus Lotrek offenbar auch ein bisschen Schärfe eingesetzt wird. Ein Geschmack, der mir in deutschen Restaurants eher selten begegnet.
Auch bitter wird es normalerweise auf den Tellern eher selten, dabei beweist der folgende verbrannte Lauch mit Zwiebelcreme und karamellisiertem norwegischen Braunkäse, dass Bitterkeit durchaus köstlich sein kann. Das Gericht ist mit seinen rauchigen, bitteren, cremigen und süßen Tönen herrlich komplex.
Brunost, ein erstaunlicher Käse mit Karamellgeschmack.
Es gibt sogar kleine Döner-Ständer!
Tortelloni in kräftiger Brühe in Omas gutem Geschirr.
Sorbet als Zwischengang – klassisch. Dieses Quitten-Sorbet – gar nicht klassisch.
Spargel, Morcheln, Bärlauch
Spargel, Morcheln, Kalbsbries
Zwei Hauptgänge folgen auf diese Sorbet-Pause.
In der omnivoren Variante kommt ein zerfallend-zartner Kalbsbries, in der vegetarischen, ein Teller mit grünem und weißem Spargel, einem 64-Grad-Ei und Morcheln. Dieses Gericht ist ganz schön intensiv, dabei aber auch cremig und weich. Für mich gewinnt das vegetarische Gericht deutlich vor dem Kalbsbries.
Schon den ganzen Abend haben wir das fluffige Brioche beäugt, dass an die anderen Tische geliefert wurde. Jetzt kommt endlich unsere Portion. Dazu gibt es eine kräftige Consommé zum Dippen. Wie schon erwähnt: Die Soßen im Tulus Lotrek sind fantastisch und ich finde, dass dieses Gericht diesen Umstand perfekt würdigt. Mehr als einen Träger für die Soße braucht es einfach nicht.
Ein Traum von einem Brioche.
Das Dessert. Eine karibische Sache.
Eine kleine Versöhnung für Liebhaber des klassischen Nachtischs.
Infos in Kürze:
Das Restaurant Tulus Lotrek liegt in der Fichtestraße 24 in Berlin Kreuzberg. Geöffnet ist von Donnerstag bis Sonntag ab 18 Uhr. Zur Auswahl stehen ein omnivores und ein vegetarisches Menü für jeweils 189 €.
- Gaumenwertung 9,0/10
- Gesamterlebnis 7,5/10
„Sensationell, wir wollen nicht aufhören zu essen!“
DETAILIERTE BEWERTUNG
Mira |
Flo |
Mira&Flo |
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Gaumen | 9,0/10 | Gaumen | 9,0/10 | Gaumen | 9,0/10 |
Getränke | 9,5/10 | Getränke | 9,5/10 | Getränke | 8,5/10 |
Atmosphäre | 9,5/10 | Atmosphäre | 9,0/10 | Atmosphäre | 9,3/10 |
Service | 9,5/10 | Service | 9,5/10 | Service | 9,5/10 |
Gesamterlebnis | 9,2/10 | Gesamterlebnis | 9,2/10 | Gesamterlebnis | 9,0/10 |